Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht

Rückzahlung der Mietkaution: Wann muss Vermieter die Mietkaution zurückzahlen?

06.02.2015
 (5)
Zuletzt bearbeitet am: 09.04.2024

Sofern ein Wohn- oder Gewerberaum durch einen Vermieter vermietet wird, möchte dieser von seinen zukünftigen Mietern eine Mietsicherheit haben. In der Praxis ist es meistens die sogenannte Mietkaution.  Der Mieter ist demnach verpflichtet die vereinbarte Kaution an den Vermieter zu übergeben. Der Geldbetrag wird anschließend bei einem Geldinstitut verzinst angelegt. Sobald das Mietverhältnis wirksam gekündigt wurde, besteht ein Rückzahlungsanspruch des Mieters. Fraglich ist jedoch, ob dieser Rückzahlungsanspruch sofort besteht oder ob der Vermieter die Kaution für eine gewisse Zeitspanne als Sicherheit einbehalten darf.

In der Rechtsprechung herrscht insoweit Einigkeit darüber, dass der Vermieter verpflichtet ist die Mietkaution vollständig an die Mieter auszuzahlen. Allerdings entfällt diese Pflicht, wenn innerhalb des Verhältnisses Vermieter-Mieter noch offene Forderungen bestehen.
So kann es unter Umständen vorkommen, dass der Vermieter Renovierungsarbeiten durchführen lassen muss, weil der Mieter die Wohnung nicht wie vereinbart übergeben hat. Auch Forderungen aus einer Betriebskostenabrechnung sind in der Praxis beliebte Gründe, um die Mietkaution zurückzubehalten.

Jedoch ist dieses Zurückbehaltungsrecht nicht grenzenlos. So darf der Vermieter die Kaution nicht über einen unverhältnismäßigen Zeitraum einbehalten. Viele deutsche Gerichte halten daher eine Dauer von bis zu 6-Monaten für angemessen. Behält der Vermieter die Mietkaution dennoch über diesen Zeitraum ein, so können die Mieter vor dem zuständigen Gericht auf Rückzahlung der Mietkaution klagen. Die Erfolgsaussichten einer solchen Klage sind als vielversprechend einzustufen.

In einigen Fällen kann es dazu kommen, dass die Betriebskostenabrechnung (Nebenkosten-Abrechnung) des Vermieters länger als die genannten 6-Monate andauert. Das gibt dem Vermieter jedoch nicht das Recht, die Mietkaution einzubehalten. Er darf lediglich einen Teilbetrag einbehalten und muss den Rest vollständig mit Zinsen unverzüglich an den Mieter auszahlen.

Weitere interessante Informationen zur Mietkautionszahlung im Mietrecht

Für beide Vertragsparteien innerhalb des Mietverhältnisses ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei der Mietkaution um einen schuldrechtlichen Anspruch handelt, der der Verjährung unterliegt. Das bedeutet für den Vermieter, dass er die Mietkaution bis spätestens im  dritten Jahr nach Abschluss des Mietvertrages geltend gemacht haben muss. Tut er das nicht kann der Vermieter die Einrede der Verjährung erheben. Für den Mieter kann die Verjährung allerdings ebenso nachteilig wirken. So muss er spätestens drei Jahre nach Fälligkeit der Mietkautionsrückzahlung das Geld vom Mieter, wenn nötig gerichtlich, zurückgefordert haben. Zudem ist es für einen Mieter ratsam die geleistet Zahlung der Kaution an den Vermieter nachweisen zu können. Sollte es zu einem zivilrechtlichen Rechtsstreit kommen, trifft den Mieter diesbezüglich die Beweislast.

Weiterhin interessant ist, dass die Mietkaution ausschließlich mit Forderungen aus dem Mietvertrag(Mietminderung) aufgerechnet werden darf. Sollte zwischen den Parteien weitere rechtlichen Beziehungen bestehen, so haben diese keinerlei Einfluss auf den Rückzahlungsanspruch. Ein Fachanwalt im Mietrecht ist unter anderem bei Fragen zur Rückzahlung von Nebenkosten oder der Mietsicherheit der richtige Ansprechpartner.

Quelle: Rechtsanwalt Gramm (Fachanwalt.de)

Symbolgrafik: © Gerhard Seybert - Fotolia

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht Neuregelung der Kostenverteilung bei WEG laut BGH zulässig

In zwei Urteilen hat der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden, dass Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) unter bestimmten Voraussetzungen die Kostentragung für Erhaltungsmaßnahmen am Gemeinschaftseigentum zu Lasten einzelner Eigentümer ändern dürfen (Az.:  V ZR 81/23 und V ZR 87/23 ). Diese Entscheidung basiert auf dem 2020 reformierten Wohnungseigentumsgesetz. Doppelparker und Dachfenster im Fokus In dem Verfahren V ZR 81/23 ging es um die Kostenverteilung der Reparatur von Doppelparkern, die aufgrund eines Defekts nur eingeschränkt nutzbar waren. Die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer beschloss, dass nicht alle, sondern nur die Teileigentümer der ... weiter lesen

Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht Landgericht Hanau: Vermieter kann bei sporadischer Nutzung nicht kündigen

Ein Urteil des Landgerichts Hanau (Az.: 2 S 107/22 ) macht deutlich, dass ein Vermieter, der in einem Zweifamilienhaus lebt und die zweite Wohnung nur gelegentlich nutzt, dem anderen Mieter nicht ohne triftigen Grund kündigen darf. Amtsgericht weist Räumungsklage ab Eine Vermieterin, die überwiegend im Ausland residiert, hat mit den Mietern einen Vertrag über eine Wohnung in einem Haus mit zwei Einheiten abgeschlossen. Ihre eigene Wohnung im selben Haus nutzt sie nur vereinzelt im Jahr. Sie sprach eine Kündigung gemäß § 573a BGB aus, die besagt, dass der Eigentümer einer Wohnung in einem selbst bewohnten Gebäude mit höchstens zwei Wohneinheiten das ... weiter lesen

Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht Insolvenzverfahren bleibt im Grundbuch sichtbar

Karlsruhe (jur). Zwangseintragungen im Grundbuch, etwa zur Anordnung einer Zwangsversteigerung oder der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, bleiben auch nach ihrer „Löschung“ sichtbar. Das geht aus einem aktuell veröffentlichten Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe vom 21. September 2023 hervor (Az.: V ZB 17/22).  Die Beschwerdeführerin im Streitfall ist Eigentümerin mehrerer Wohnungen in Berlin. Über ihr Vermögen war ein Insolvenzverfahren eröffnet und die Zwangsversteigerung der Wohnungen angeordnet worden. Beides wurde entsprechend gesetzlichen Vorgaben zwangsweise in die Grundbücher eingetragen. Die Eigentümerin konnte aber beide ... weiter lesen

Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht Anspruch auf Untervermietung gilt auch für Nebenwohnung

Karlsruhe (jur). Mieterinnen und Mieter einer Nebenwohnung können aus Kostengründen vom Vermieter die Zustimmung zur Untervermietung verlangen. Voraussetzung hierfür ist ein „berechtigtes Interesse“ des Mieters, und dass dieser die Nebenwohnung teilweise selbst weiter nutzt, entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem am Dienstag, 21. November 2023, veröffentlichten Urteil (Az.: VIII ZR 88/22). Für das Recht auf Untervermietung sei es nicht erforderlich, dass die Wohnung nach der Untervermietung noch Lebensmittelpunkt des Mieters bleibt, stellten die Karlsruher Richter klar.  Nach den gesetzlichen Bestimmungen können Mieter vom Vermieter verlangen, dass ... weiter lesen

Ihre Spezialisten