Wie viel Brandklassen gibt es nach DIN EN 2 und welche Löschmittel sind jeweils geeignet?

Von fachanwalt.de-Redaktion, letzte Bearbeitung am: 5. Januar 2024

Brandklassen dienen dazu, alle brennbaren Stoffe einzuteilen, zu klassifizieren, um im Brandfall das richtige Löschmittel anzuwenden. Die Kenntnis darüber ist für eine erfolgreiche Brandbekämpfung von enormer Bedeutung. Denn einerseits geht es darum, das wirksamste Löschmittel zur Eindämmung des Feuers zu verwenden, andererseits kann ein Löschmittel, das nicht der Brandklasse entspricht, zu schweren Schäden führen. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie Brandklassen unterscheiden, damit das richtige Löschmittel zum Einsatz kommt.

Wo sind Brandklassen geregelt und wie sind sie eingeteilt?

Brandklassen (© markus_marb–stock.adobe.com)
Brandklassen (© markus_marb–stock.adobe.com)
Es sind fünf Brandklassen, die das Brandverhalten beeinflussen.

Sie werden mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet und sind in der Europäischen Norm EN 2 festgehalten.

Um kenntlich zu machen, welcher Feuerlöscher für welche Brandklassen geeignet ist, weisen angebrachte Piktogramme darauf hin (bspw. Hinweis A,B,C, wenn der Löscher für diese drei Klassen geeignet ist).



Tabellarische Übersicht zu den Brandklassen

Das klassische Löschmittel Wasser ist nicht für jeden Brand geeignet. Im Gegenteil, es kann bei manchen Bränden sogar sehr gefährlich sein, bspw. bei einem Fettbrand in der Küche. Auch andere Löschmittel haben Einschränkungen aufgrund der Stoffeigenschaften, die im Brandfall zu beachten sind. 

Brandklasse / Beschreibung

Brennbare Stoffe

Löschmittel

A

Feste, meist organische Stoffe; verbrennen mit Flammen,  unter Glutbildung

Holz, Kohle, Papier Stroh, Textilien

ABC-Pulverlöscher mit Glutbrandpulver

Schaum-, Gel-, Wasserlöscher, spezielle Fettbrandlöscher

B

Stoffe, die flüssig sind oder werden

Benzin, Alkohol, Paraffin, Teer, Kunststoffe, Wachs, Stearin

ABC-, BC-Pulverlöscher, Schaumlöscher, Kohlendioxidlöscher, Spezielle Fettbrandlöscher, Löschdecke

C

Brennende Gase

Ethin (Acetylen), Wasserstoff, Erdgas, Propan, Methan (Stadtgas)

ABC-, BC-Pulverlöscher

D

Brennendes Metall

Natrium, Kalium, Aluminium, Magnesium, bestimmte Legierungen

D-Pulverlöscher für Metallbrände, Metallbrandpulver sowie als Behelfslöschmittel trockenes Streu- oder Viehsalz. Niemals Wasser!

E

Mit Einführung der DIN EN 2 ABGESCHAFFT!

Brände in elektrischen Anlagen bis 1000 Volt (Niederspannung)

Feuerlöscher, die in der EN2 genannt werden (Sicherheitsabstand beachten)

F

Speiseöl, Speisefette

 

Fettbrand- und Spezialfettbrandlöscher

Quelle: Brandschutz, HS-. „Brandklassen“. HS - Brandschutz. Zugegriffen 18. Oktober 2019.


Anmerkung: Prinzipiell gehören Fette der Brandklasse B an, jedoch werden Fettbrände wegen ihrer besonderen Gefahren und Eigenheiten einer eigenen Brandklasse zugeordnet. Hintergrund für die Ausgliederung der Stoffe der Brandklasse F aus der Brandklasse B ist die Tatsache, dass die Standardlöschmittel für die Brandklassen A, B und C auf diese Stoffe nur sehr bedingt einsetzbar sind. Der Einsatz von ungeeigneten Löschmitteln kann unter Umständen wirkungslos oder gar mit Gefahren verbunden sein.

Es ist von Bedeutung, sich über die Brandklasse von Löschmitteln zu informieren und eine Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen, zum Beispiel: 

  • Um welche Räumlichkeiten / Gebäude handelt es sich (Privathaus, -wohnung, Unternehmen, Werkstatt, Büro, etc.)?
  • Sind leicht entzündliche Flüssigkeiten gelagert, befinden sich explosive Gase am Gelände?
  • Finden Schweißarbeiten statt, ist mit Funkenflug zu rechnen?
  • Welche Waren und Produkte werden in welchen Mengen gelagert (Ort der Lagerung)?
Fachanwalt.de-Tipp: Die Arbeitsstättenverordnung (§ 3a ArbstättV) sieht vor, dass Arbeitsstätten so einzurichten sind, dass eine Gefahr für Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten möglichst geringgehalten ist. Diese sogenannte Gefährdungsbeurteilung hat in die Planung von Neu- und Umbauten einzufließen. Die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung müssen eingehalten werden, damit seitens der Behörden keine Nutzungseinschränkung angeordnet wird. Das schließt auch den vorbeugenden Brandschutz ein. 

Wie die unterschiedlichen Löschmittel wirken

Die Aufgabe von Löschmitteln ist es, brennende Stoffe zu löschen, die Flammenbildung zu verhindern.

Löschmittel (© Nordreisender–stock.adobe.com)
Löschmittel (© Nordreisender–stock.adobe.com)
Sie entfalten ihre volle Wirkung nur dann, wenn sie entsprechend ihrer Brandklasse eingesetzt werden. Im anderen Falle besteht für Menschen und Werte hohes Gefährdungspotenzial. Wasser, beispielsweise, reagiert mit chemischen Stoffen unterschiedlich. Chemische Löschmittel wiederum können, falsch angewandt, Explosionen auslösen, Säuren bilden. Den Sonderfall einer Raumexplosion stellt die sog. Verpuffung dar. Ein Löschmittel hat meist eine Haupt- und eventuelle Nebenlöschwirkungen. Hier eine Übersicht über die Einteilung.

Wasser als Löschmittel

Wasser hat den Vorteil, dass es billig ist und weitestgehend gut verfügbar. Es ätzt nicht, ist ungiftig und pH-Neutral. Seine definierte Brandklasse ist "A" (feste, organische Stoffe). Es darf nicht auf brennende Metalle gegossen werden, denn es enthält Sauerstoff und der führt dazu, dass das Feuer explosionsartig angefacht wird, der Wasserstoff verbrennt. Die Mischung von Wasserstoff und Sauerstoff führt unter Umständen zur Bildung von Knallgas, das hochexplosiv ist. 

Beispiele dafür, wenn Wasser als Löschmittel gefährlich werden kann

  • Wenn Schornsteine brennen und ein Löschversuch mit Wasser erfolgt, bildet sich in den beengten Verhältnissen Wasserdampf (Verhältnis 1:1700), der den Rauchfang schwer beschädigen kann. 
  • Fette und Öle verbrennen meist mit hohen Temperaturen (über 100 Grad Celsius). Wasser würde sofort verdampfen und damit die Angriffsfläche für den Luftsauerstoff massiv erhöhen. Die Folge ist eine explosionsartige Verbrennung (Fettexplosion). Weniger gefährlich sind sogenannte Fettbackgeräte für Frittier-Gut (Fritteusen, etc.), da sie mit einem Überhitzungsschutz ausgestattet sind, der bei Gefahr die Stromzufuhr abstellt. Beim Fettbrand wird daher durch Verseifung die brennende Flüssigkeit gelöscht.
  • Die Löschversuche bei elektrischen Bränden mit Wasser sind besonders gefährlich, da Wasser beste Leitfähigkeit besitzt. Wer mit dem Löschwasser in Berührung kommt, ist in Gefahr durch einen Stromschlag schwer verletzt oder gar getötet zu werden. 
  • Treibstoffbrände (Benzin, Benzol, Gase) niemals mit Wasser, sondern nur mit Schaum löschen.

Wasser kann zum Löschen mit Zusätzen verwendet werden, wie: 

  • Netzmittel, zur Senkung der Oberflächenspannung (Netzwasser) um das Eindringen des Löschmittels in das Brandgut zu optimieren. Dadurch werden die Schäden durch Löschwasser minimiert, da es nicht oberflächlich abfließt. 
  • Gelbildner, die die Haftfähigkeit und Viskosität des Löschwassers erhöhen. Sie kommen zum Einsatz bei Bränden von Schüttgut, von Verpackungsmaterial und ähnlichem Brandgut. Es entsteht eine luftdichte Schutzschicht, die als zusätzlichen Vorteil den Wasserverbrauch senkt. Damit wird Löschgel als Löschmittel interessant, wenn wenig Wasser zur Verfügung steht. 
  • Retardants werden in aller Regel bei Bränden der Vegetation eingesetzt. Vom Flugzeug versprüht, vermindern sie die Verdunstung, erhöhen den Siedepunkt und machen das bereits überflogene Gebiet durch ihre kontrastierende, orange Farbe kenntlich.  
  • Salze in Handfeuerlöschern erhöhen den Siedepunkt des Wassers und damit seine Löschkraft.

Löschschaum

Küchenbrand (© Andrey Popov–stock.adobe.com)
Küchenbrand (© Andrey Popov–stock.adobe.com)
Löschschaum erstickt das Feuer dadurch, dass er sich wie eine luftdichte Schutzschicht über den Brandherd legt. Das Verhältnis von Wasser zu Schaummittel ist für die Löschwirkung ausschlaggebend. In Haushalten empfiehlt es sich Feuerlöschgeräte mit Schaum anzuschaffen, um damit im Brandfall sofort selbst unter Einhaltung vom entsprechenden Mindestabstand das Feuer zu bekämpfen. Dazu bedarf es keiner teuren Speziallöschmittel, jedoch sollten die Löschgeräte mit einem gültigen Sicherheitszertifikat versehen sein. Kücheneinrichtungen werden jedenfalls bei einer Schaumlöschung nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen. 

Löschpulver und deren Zuordnung zu den Brandklassen

Die Löschpulver bestehen aus einer Menge feinster verteilter Chemikalien, die eine weitere Verbrennung verhindern und unterbinden. Ihr Einsatzbereich ist durch die Zuordnung zu den Brandklassen erkenntlich (ABC-, BC-, D-Pulver). Brände von Materialien in denen Lithium enthalten ist (Batterien), dürfen nicht mit Wasser oder Kohlendioxid gelöscht werden. 

Löschmittel Gas

Die verwendeten Gase (Argon, Stickstoff, Kohlendioxid) verdrängen den Luftsauerstoff und ersticken so das Feuer. Bis auf Kohlenstoffdioxid, das für die Brandklasse D nicht geeignet ist, handelt es sich um sogenannte "Inertgase", die sich selbst an wenigen chemischen Reaktionen beteiligen. Sie können auch in Niederspannungsanlagen zum Einsatz kommen. Kohlenmonoxid und Kohlendioxid bilden beim Löschen von Bränden bei Anlagen mit Acetylen gefährliche Zersetzungsprodukte beim Löschen. Hinweis: Brände von Gasen hingegen dürfen erst dann (von der Feuerwehr) gelöscht werden, wenn die Gaszufuhr unterbrochen wurde.

Aerosole

Das Prinzip ähnelt dem Pulverlöscher, wobei das Löschmittel erst entsteht, wenn das Treibgas aktiviert wird. Es wird freigesetzt und fein verteilt.

Halone

Sie stören den Ablauf der Verbrennung, indem sie die chemische Kettenreaktion unterbrechen. Im Vergleich zu Gas, ist weniger Löschmittel erforderlich. Sie führen allerdings im Einsatz zu erhöhtem Treibhausgasaufkommen und sind deshalb nicht unumstritten. 

Brandklasse in Verbindung mit Baustoffklassen und Feuerwiderstand

Von hoher Bedeutung für den vorbeugenden Brandschutz ist die Zuteilung von Baustoffen zu den entsprechenden Brandklassen. Geregelt ist das in der DIN EN 13501-1 und orientiert sich an nicht brennbar, schwer entflammbar, normal entflammbar und leicht entflammbar. Die mögliche Rauchentwicklung findet in dieser Klassifikation ebenfalls Berücksichtigung. Ein Bauteil und Baustoffe werden durch die Feuerwiderstandsklasse gekennzeichnet: Feuer hemmend, Feuer beständig, Brandwand oder zeitliche Feuerwiderstandsdauer (120 Minuten).

Fachanwalt.de-Tipp:
Die wesentlichen Grundlagen für den baulichen Brandschutz sind:
- rechtliche Anforderungen (Verordnungen der einzelnen Bundesländer)
- technische Anforderungen wie ÖNORM und technische Richtlinien für den vorbeugenden
Brandschutz.

FAQ zu den Brandklassen

Was sind Brandklassen und welche gibt es nach deutschem Recht?

Die Brandklassen sind eine Kategorisierung von Bränden, basierend auf der Art des brennenden Materials. Diese Kategorisierung hilft dabei, die effektivste Methode zur Brandbekämpfung zu bestimmen. Nach deutscher Rechtslage und gemäß DIN EN 2 gibt es fünf Hauptbrandklassen:

  1. Klasse A: Feste Stoffe, vor allem organischer Natur, die normalerweise unter Bildung von Glut verbrennen (z.B. Holz, Papier).
  2. Klasse B: Flüssigkeiten oder flüssig werdende Stoffe (z.B. Benzin, Fette).
  3. Klasse C: Gase (z.B. Methan, Propan).
  4. Klasse D: Metalle (z.B. Magnesium, Aluminium).
  5. Klasse F: Speiseöle und -fette in Frittier- und Kücheneinrichtungen.

Wie ist die rechtliche Grundlage für Brandklassen in Deutschland?

Die rechtliche Grundlage für Brandklassen in Deutschland ergibt sich aus verschiedenen Normen und Gesetzen. Die DIN EN 2 definiert die Brandklassen, während Brandschutzanforderungen in einer Reihe von Bundes- und Landesgesetzen, einschließlich der Landesbauordnungen (LBOs), festgelegt sind. In vielen dieser Gesetze wird ausdrücklich auf die Brandklassen Bezug genommen. Insgesamt bildet dieser rechtliche Rahmen den Hintergrund für eine sachgerechte Brandbekämpfung und -prävention.

Welche Bedeutung haben Brandklassen für die Auswahl von Feuerlöschern?

Die Brandklassen spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl von Feuerlöschern. Gemäß Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) § 2 Abs. 1 muss ein Feuerlöscher auf die Brandrisiken des jeweiligen Einsatzortes abgestimmt sein.

  • Klasse A: Wasser, Schaum, ABC-Pulver.
  • Klasse B: Schaum, BC-Pulver, CO2, bestimmte spezialisierte Produkte.
  • Klasse C: ABC-Pulver.
  • Klasse D: Spezielles D-Pulver.
  • Klasse F: Spezielle Fettbrandlöscher.

Als Beispiel kann eine Küche in einem Restaurant betrachtet werden, die potenziell Fettbrände (Klasse F) und Brände von festen Materialien wie Holz oder Papier (Klasse A) erleben könnte. Daher sollte sie mit einem Fettbrandlöscher und einem für Klasse A geeigneten Löscher ausgestattet sein.

Welche Rolle spielen Brandklassen in der Brandschutzplanung?

Die Kenntnis der Brandklassen ist für die effektive Brandschutzplanung unerlässlich. Sie hilft bei der Bestimmung der richtigen Ausrüstung und Sicherheitsmaßnahmen für verschiedene Umgebungen. Gemäß der Musterbauordnung (MBO) §14, müssen Gebäude so beschaffen sein, dass der Entstehung und Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind. Die Beachtung der Brandklassen trägt dazu bei, dieses Ziel zu erreichen.

Gibt es spezifische Vorschriften für bestimmte Brandklassen in Deutschland?

Ja, es gibt spezifische Vorschriften für bestimmte Brandklassen in Deutschland. Zum Beispiel erfordert die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) §3 Abs. 1, dass Arbeitsstätten so eingerichtet und betrieben werden müssen, dass von ihnen keine Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ausgehen. Bei bestimmten Brandklassen, wie z.B. Klasse B und F, können spezielle Vorschriften gelten, wie die sichere Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten oder die Verfügbarkeit von geeigneten Feuerlöschern.

Beispiel: In einer Autowerkstatt, wo Brandklasse B (brennbare Flüssigkeiten) besonders relevant ist, müssen spezielle Vorkehrungen getroffen werden, um die sichere Lagerung und Handhabung dieser Stoffe zu gewährleisten und das Risiko von Bränden zu minimieren.


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