eBay ist einer der Pioniere unter den elektronischen Handelsplätzen im Internet und deshalb oft die erste Wahl, wenn es um den Verkauf oder Kauf von Produkten (gebraucht / neu) auch unter Privatpersonen geht. Aufgrund seiner Beliebtheit ist die Plattform leider auch ein Türöffner für kriminelle, betrügerische Machenschaften mancher Anbieter und Käufer. Auch bei privaten Anzeigen gilt: Der effektive Schutz vor Betrug bei eBay Kleinanzeigen kann vor dem Verlust von Produkten und Geld bewahren.
- 1. Rechtliche Grundlagen beim Kauf / Verkauf auf eBay
- 2. Häufige Fälle von Betrug bei eBay Kleinanzeigen – Beispiele
- 2.1. Abzocke mit TAN-Codes
- 2.2. Dreiecksbetrug
- 2.3. Abholtrick (PayPal)
- 2.4. Nachnahme-Trick
- 2.5. Trick mit dem doppelten Lottchen
- 2.6. Friends and Family bei PayPal
- 2.7. Gefakter Treuhandservice
- 3. Betrug / Betrüger erkennen
- 3.1. Checkliste: Anzeichen für Betrugsversuche
- 3.2. Tipps: So schützen Sie sich vor Betrug bei eBay Kleinanzeigen
- 4. Opfer von Betrug bei eBay Kleinanzeigen geworden – was tun?
Rechtliche Grundlagen beim Kauf / Verkauf auf eBay
Betrug bei eBay Kleinanzeigen? (© vegefox.com – stock.adobe.com)Rund 36 Millionen private und gewerbliche User sind auf eBay registriert. Die Pandemie hat für eine Rekordentwicklung gesorgt, denn in den letzten zwei Jahren ist die Useranzahl um nahezu 6 Millionen gestiegen.
Ein Kauf / Verkauf über eBay-Kleinanzeigen begründet ein differentes Rechtsverhältnis, als wenn Sie ein Produkt beim „großen Bruder“, der eBay-Auktionsplattform, einstellen.
Bei Kleinanzeigen steht die Abwicklung durch persönlichen Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer im Vordergrund. Tätigen Sie dort einen Verkauf, schließen Sie einen Vertrag mit dem Verkäufer und akzeptieren dessen AGB. Nur wenn diese fehlen, treten an deren Stelle die allgemeinen Bedingungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Solcherart geschlossene Verträge brauchen keine Schriftform und unterliegen dann dem Gewährleistungsrecht, wenn es sich um gewerbliche Verkäufer handelt. Ein privater Verkäufer kann die Gewährleistung ausschließen. Der Käufer hat die Pflicht zur Zahlung der Ware, wenn der Vertrag gültig geschlossen wurde.
Deshalb hat eBay keine Möglichkeit, Verkäufer zu kontrollieren und / oder zur Verantwortung zu ziehen. Lediglich das Löschen des Inserats ist als Maßnahme vorgesehen.
Sind Sie einem Trickbetrüger „auf den Leim gegangen“ und ist dieser nicht auffindbar (falsche Adressangaben), werden Sie kaum die Möglichkeit haben, Ihr Geld wieder zu bekommen, wenn Sie die Transaktion durch Überweisung oder ähnliche Bezahlarten abgewickelt haben.
Häufige Fälle von Betrug bei eBay Kleinanzeigen – Beispiele
Gute Geschäftsmöglichkeiten leider auch für Betrüger. Diese haben sich eine Vielzahl von „Maschen“ einfallen lassen, um die User um ihr Geld und / oder ihre Waren zu betrügen. Die schlechte Nachricht: Den Betrügern gehen die Ideen nicht aus und sie entwickeln neue Betrugsformen beinahe wie am laufenden Band.
Hier die bekanntesten Beispiele:
Vorgang |
Wie Sie sich dagegen schützen |
Abzocke mit TAN-Codes |
|
Der Betrüger will den Kauf über ein gängiges Bezahlsystem (PayPal, …) abwickeln und übermittelt mittels SMS einen PIN, um die angebliche Zahlung abzusichern. Tatsächlich handelt es sich um einen Transaktionscode (TAN), mit der eine Onlinezahlung validiert wird. Der Verkäufer bezahlt also die Ware, die der Betrüger gekauft hat vom eigenen Konto. Abgerechnet wird meist über das Mobilfunksystem. |
|
Dreiecksbetrug |
|
Der Betrug basiert darauf, dass unwissentlich eine dritte Person beteiligt ist. Die Betrüger kopieren eine aktuelle Anzeige aus den eBay Kleinanzeigen, stellen sie online und geben sich dann als Verkäufer aus, die PayPal oder Überweisung als Zahlungsart bevorzugen. „Echte“ Käufer, die sich für das kopierte Inserat interessieren, überweisen nun das Geld, während der Abzocker eine falsche Versandadresse angibt. Nachdem der echte Käufer seine Ware nicht erhält, fordert er das Geld zurück. Der „echte“ Verkäufer hat die Ware verloren und muss das erhaltene Geld zurückzahlen. |
|
Abholtrick (PayPal) |
|
Funktioniert bestens, weil PayPal ein gutes Konfliktmanagement-System hat. Ein Kunde gibt an, die Ware kaufen zu wollen und bezahlt über PayPal. Er lässt die Ware wie besprochen persönlich von einem Bekannten abholen. Ein paar Tage später meldet er sich beim Verkäufer und behauptet die Ware nie erhalten zu haben. In den meisten Fällen kann der Verkäufer keinen rechtssicheren Gegenbeweis erbringen und so muss er das Geld wieder zurückzahlen. |
|
Nachnahme-Trick |
|
Die bestellte Ware wird per Nachnahme geliefert, der Kaufpreis dem Botendienst (Post) ausgehändigt. Beim Öffnen des Paketes stellt sich heraus, dass es leer ist oder bspw. Steine enthält. Da der Bote schon weg ist, besteht keine Möglichkeit, das Geld zurückzufordern, der rechtssichere Beweis, dass die falsche Ware geliefert wurde, ist nicht zu erbringen. |
|
Trick mit dem doppelten Lottchen |
|
Bei diesem Trick sind die Opfer meist Verkäufer von Elektrogeräten (Waschmaschinen, Videorekorder, Fernseher, …). Anfänglich geht alles klar. Der Käufer holt die Ware und bezahlt. Doch nach einer Woche meldet er sich und behauptet, das Gerät hätte einen schweren Defekt und er verlange die Rückgabe des Geldes. Als Nachweis liefert er tatsächlich das kaputte Gerät beim Verkäufer ab. Was dieser nicht weiß: Es ist eine 1:1 Kopie des verkauften Geräts, ein „doppeltes Lottchen“. Da der Gegenbeweis schwer anzutreten ist, wird der Verkäufer den Kaufpreis erstatten und bleibt auf einem defekten Gerät sitzen. |
|
Friends and Family bei PayPal |
|
Man kann bei PayPal die Bezahlfunktion Friends und Family wählen. Der Vorteil ist, dass dafür keine Gebühren verrechnet werden. Der Nachteil: Es entfällt der PayPal-Käuferschutz, die Rückforderung des Geldes, wenn bspw. die Ware nicht ankommt, ist nicht möglich. In der Regel verkaufen Betrüger Waren und schlagen die Nutzung dieser kostenfreien Bezahlfunktion vor. Tatsächlich sieht der Käufer die bestellte Ware niemals. |
|
Gefakter Treuhandservice |
|
Betrüger, vor allem wenn es um den Verkauf teurer Waren (Autos, Elektronik, …) geht, versichern, dass sie die Transaktion über einen Treuhandservice abwickeln, da sie sich gerade im Ausland aufhalten. Stimmt der Verkäufer zu, wird er auf eine täuschend echte Seite geleitet, in manchen Fällen steht sogar ein persönlicher Berater zur Verfügung (telefonisch, Videochat). Wurde das Geld überwiesen oder die Ware versandt, verschwindet die Seite vom Netz. |
|
Betrug / Betrüger erkennen
Betrug erkennen (© Klaus Eppele – stock.adobe.com)Generell gilt, dass schon das Einschalten des „gesunden Menschenverstands“ eine durchaus passable Schutzfunktion ist. Wenn etwas nach einem ganz großartigem „Schnäppchen“ aussieht, es „zu gut ist, um wahr zu sein“, sollten die Alarmglocken klingeln. Fast 90 % aller Betrugsfälle lassen sich darauf zurückführen, dass diese einfache Regel missachtet wurde.
Ebenso ist es ein Warnsignal, wenn ein angeblicher Käufer oder Verkäufer die Kommunikation außerhalb des eBay Nachrichtensystems weiterführen möchte (WhatsApp, Messenger, E-Mail). Auf so einen Vorschlag sollten Sie keinesfalls eingehen. Mit solchen Ausweichmanövern werden oft Kreditkarten- oder Kontodaten „abgefischt“ und dann missbräuchlich verwendet.
Die Betrüger gehen dabei ganz gefinkelt vor. Mit täuschend echt nachgemachten Seiten führen sie die Geschäftspartner auf gefakte Internetseiten und scheuen nicht davor zurück, die Registrierung zur „absolut sicheren Zahlungsweise“ mittels Videochat zu unterstützen. Selbst Experten fällt es manchmal schwer, solche Betrugsversuche zu erkennen.
Checkliste: Anzeichen für Betrugsversuche
Trifft zu |
Trifft nicht zu |
Sachverhalt |
|
|
Klingt der Text eher automatisiert, ist nicht unbedingt dem Produkt zuzuordnen, haben Sie ihn in einer ähnlichen Form schon mehrmals gelesen? Betrüger verwenden sehr oft (schlecht übersetzte) Textbausteine. |
|
|
Behauptet der Täter im Ausland zu wohnen / zu arbeiten und er deshalb die Ware nicht selbst abholen kann? |
|
|
Bietet der angebliche Käufer an, die Ware durch einen Bekannten oder eine Spedition abholen zu lassen? |
|
|
Wird der Preis ohne Nachverhandlung akzeptiert, in manchen Fällen sogar eine Überzahlung angeboten (angeblich um die Transportkosten zu decken)? |
|
|
Fehlen in der eBay Kleinanzeige Impressum, AGB und Widerrufsbelehrung, vor allem, wenn es sich um gewerbliche Anbieter handelt? |
Tipps: So schützen Sie sich vor Betrug bei eBay Kleinanzeigen
Achten Sie als Nutzer auf folgende Aspekte, um sich vor Betrug zu schützen:
- Bewertungen des Nutzers (vor allem Zufriedenheit und Zuverlässigkeit) beachten.
- Hat der Anbieter noch weitere Anzeigen online? Das in der Regel ein positives Zeichen.
- Wickeln Sie die gesamte Transaktion nur über die „Sicher bezahlen“- Funktion von eBay ab.
- Persönliche Abholung und Bezahlung bevorzugen (für Zeugen sorgen).
- Online-Zahlungen so weit wie möglich vermeiden.
- Niemals PayPal „Friends und Family“ verwenden, bei der Bezahlart gibt es keinen Käuferschutz.
- Nur gegen Nachweis versenden.
- eBay-Nachrichtensystem als einzige Kommunikationsmöglichkeit nutzen.
- Niemals Handynummer oder Mailadressen übermitteln.
- Zustand und Funktionsfähigkeit der verkauften Ware mit Foto / Video dokumentieren.
- Bei Verdacht rechtliche Schritte androhen und Anzeige bei Polizei erstatten.
Opfer von Betrug bei eBay Kleinanzeigen geworden – was tun?
Trotz aller Vorsicht kann es sein, dass Sie einem Betrüger auf den Leim gegangen sind. Was tun in so einem Fall:
- Sofort sämtliche Kredit- und Kontodaten sperren lassen. Je schneller, desto besser, denn ist das Geld einmal von Ihrem Konto abgebucht, sinken die Chancen es wieder zu bekommen gegen null.
- Anzeige bei der Polizei erstatten, denn die Betrüger können mit den gestohlenen Daten weitere Betrügereien begehen.
- Einen Rechtsanwalt einschalten.
- Falls Sie auch Account- oder Logdaten von eBay weitergegeben haben, ändern sie umgehend ihre Zugangsdaten, damit sich die Betrüger nicht mit Ihrem Passwort anmelden können.
eBay Kleinanzeigen Betrug melden
Bei eBay Kleinanzeigen gibt es die Möglichkeit, die Anzeige zu melden und den Nutzer zu blockieren. Diese Meldung geht dann an das Sicherheitsteam von eBay, von dem die erforderlichen Schritte eingeleitet werden.
Bank / Paypal kontaktieren
Vorweg ist zu sagen, dass die sicherste Transaktionsart das Bezahlsystem von eBay ist, welches auch bei Kleinanzeigen zur Verfügung steht. Wird die Transaktion jedoch über PayPal abgewickelt, so gilt der erweiterte Käuferschutz nur, wenn die Bezahlart „Waren und Dienstleistungen“ gewählt wurde. Bei einem Betrugsverdacht kann dieser in Anspruch genommen werden. Bei PayPal kann man diesen Prozess über die Funktion auf der PayPal-Seite (Aktivitäten > Konfliktlösungen) anstoßen. Möglichkeiten:
- Wenn Waren nicht richtig oder falsch geliefert werden (entsprechen nicht der Beschreibung) oder die Zahlung nicht autorisiert scheint (fehlende Bestätigung der Bank, dass die Belastung des Kundenkontos möglich ist), dann über die „Konfliktlösung“ melden, damit Sie eine Chance haben, Ihr Geld zurückzubekommen.
- Falls Sie den Kauf rückgängig machen möchten, dann braucht es dazu eine Kommunikation mit dem Verkäufer (Storno). Falls die Rücknahmebedingungen es zulassen, dann wird dieser auch die Rückzahlung des Kaufbetrages veranlassen. Auch dieser Schritt kann über PayPal angestoßen werden (Aktivitäten > Liste der Transaktionen > entsprechende Transaktion auswählen).
- Wird die Zahlung innerhalb von drei Stunden nach der Transaktion rückerstattet, findet keine Belastung des Bankkontos statt.
Grundsätzlich sind Banken nicht verpflichtet zu überprüfen, ob ein Konto auch dem Überweisungsempfänger rechtlich zusteht. Das machen die Mehrzahl der Banken erst bei Beträgen ab € 1.000,--. Die Rückbuchung einer Online-Zahlung ist nicht möglich, da die eigene Bank keinen Zugriff auf das Bankkonto Dritter hat. Ist der Zahlungsempfänger bekannt und hat er eine „ladungsfähige“ Anschrift, dann kann das in einem Rechtsverfahren eingeklagt werden.
Anzeige bei der Polizei erstatten
Ein Anwalt kann helfen! (© Gina Sanders – stock.adobe.com)Wenn Sie nachweislich einem Betrug bei eBay Kleinanzeigen zum Opfer gefallen sind, dann ist das rechtlich gesehen nach § 263 StGB ein strafbarer Tatbestand und Sie können bei jeder Polizeidienststelle Anzeige erstatten. Die Anzeige kann auch online erfolgen.
Halten Sie dazu alle Unterlagen bereit, die für diesen Fall relevant sind: Adressen, Mailadressen, Telefonnummern und ein Protokoll des gesamten Ablaufs. Je mehr Informationen die Polizei hat, umso höher sind die Chancen, dass die Behörden Ihnen helfen können. Machen Sie von allen Unterlagen Kopien, damit Sie Beweise zur Hand haben, wenn Sie einen Anwalt einschalten.
Anwalt einschalten
Spätestens dann, wenn Sie die Anzeige erstattet haben, sollten Sie einen Fachanwalt für Strafrecht beiziehen, damit auch rechtlich gegen die Betrüger vorgegangen werden kann. Der Anwalt nimmt Kontakt mit den Sicherheitsbehörden auf, fordert die Strafakte an und wird versuchen, Adresse und Kontaktdaten des Betrügers / der Betrüger herauszufinden. Er wird Sie in weiterer Folge bei Gericht vertreten und alles unternehmen, um Ihre zivilrechtlichen Ansprüche durchzusetzen. Dazu gehören in jedem Fall der Schadensersatz, Mehrkosten für einen eventuellen Deckungskauf und die Kosten des Verfahrens. Wenn der Anwalt einen Rechtstitel gegen den Betrüger erwirkt, so haben Sie 30 Jahre Zeit Ihre Ansprüche geltend zu machen.