Lenkzeiten / Ruhezeiten beim LKW - Was hat man als LKW Fahrer zu beachten? Welche Bußgelder drohen und welche Vorschriften gibt es?

Von fachanwalt.de-Redaktion, letzte Bearbeitung am: 25. Januar 2024

Tachoscheibe, Führerschein, Lenkzeiten (© Marina Lohrbach / fotolia.com)
Tachoscheibe, Führerschein, Lenkzeiten (© Marina Lohrbach / fotolia.com)
Die Kontrolle und der Bestand der Lenkzeiten und Ruhezeiten - in erster Linie für LKW-Fahrer im beruflichen Kraftverkehr gedacht - ist dem Gesetzgeber ein durchaus ernstes Anliegen. Immer wieder kam es aufgrund der Ermüdung von Berufskraftfahrern zu schweren Unfällen. Die falsche Einteilung von Pausen oder die Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorschriften, was Pausen und Schlafzeiten angeht, ist Ursache.

Lenkzeiten - für wen gelten diese?

Doch stellt sich hier ganz genauso dringend die Frage nach dem Leistungsdruck, dem die LKW-Fahrer ausgehend vom Arbeitgeber ausgesetzt sind. Jede Pausenstunde kostet den Unternehmer Unsummen an Geld.

Nun ist ein bemerkenswerter Positivismus, dass die Lenkzeiten und Ruhezeiten für alle Mitglieder der Berufsgruppe dieselbe Gültigkeit haben. Hier sind Arbeitszeitgesetz, Sozialvorschriften und Fahrpersonalrecht als harmonisiert zu betrachten, die Vorschriften haben geltende Bindung für jedes Transportunternehmen, sie gelten für alle Berufskraftfahrer, die ein Fahrzeug, auch mit Anhänger lenken, welches über 3,5 Gesamtgewicht aufweist. Natürlich gelten die Vorschriften zu Lenkzeiten auch für Busfahrer.  Doch auch Berufskraftfahrer mit PKW sollten sich an die Vorschriften zu Lenkzeiten und Ruhezeit halten. Für private Fahrten gibt es keine gesetzlichen Vorschriften, allerhöchstens dringliche Empfehlungen.  Es gelten generell die Vorschriften des Europäischen Übereinkommens über die Arbeit des im internationalen Straßenverkehr beschäftigten Fahrpersonals ( AETR).

LKW-Lenkzeiten mit Tages- und Wochenlenkzeit

Ganz grundsätzlich ist zu bemerken, dass die Lenkzeit auf jeweils viereinhalb Stunden begrenzt ist, ist diese Zeit abgelaufen, ist eine Pause von mindestens 45 Minuten Ruhezeit einzulegen. Das heißt konkret eine Unterbrechung der Lenkzeit. Die Zeit der Lenkzeitunterbrechung ist nicht identisch mit der Ruhezeit und wird insofern auch nicht zur täglichen Ruhezeit hinzuaddiert. Die Lenkzeit an sich wird sich einmal aufgliedern in die Tageslenkzeit und die Wochenlenkzeit.

LKW-Fahrer sind oft ununterbrochen über mehrere Wochen unterwegs, beispielsweise bei Lieferungen nach Südafrika, doch auch Hin- und Rückfahrten mit Auslieferungen im europäischen Ausland können längere Zeit in Anspruch nehmen. Die grundsätzlichen Bestimmungen können jedoch vielfältig ausgedehnt werden. Oft finden sich hier Ansätze für strafrechtlich verfolgbares Handeln. Kein Wunder angesichts des Konkurrenzkampfes in der Transportunternehmerbranche. Verstöße wie das Abschalten des automatischen Abstandwarnsystems, das neuerdings teilweise vorgeschrieben ist, genauso wie das Unterlassen des Betankens mit einem vorgeschriebenen Zusatzmittel sind meist unbemerkt an der Tagesordnung. Warum sollte es sich mit den Lenkzeiten und Ruhezeiten anders verhalten?

Was zählt als Lenkzeit?

Solange ein Fahrer sich mit dem Steuern des Fahrzeuges betätigt, er mit der Tätigkeit des Fahrens beschäftigt ist, wird sich dies Lenkzeit nennen. Zu diesen Lenkzeiten sind auch die Standzeiten zu zählen. Das können Wartezeiten an Grenzen oder im Stau sein, an Ampeln oder Bahnschranken. Wenn ein Kraftfahrzeugführer für mehr als eine Viertelstunde das Fahrzeug verlässt, wird dies nicht mehr zur Lenkzeit gehören.

Was zählt als Ruhezeit?

Lenkzeiten - Ruhezeiten (© stockWERK / fotolia.com)
Lenkzeiten - Ruhezeiten (© stockWERK / fotolia.com)
Die Ruhezeiten sind aufgeteilt in wöchentliche und tägliche Ruhezeiten. Dies sind die Stunden, die der Fahrer für sich hat, ohne Verpflichtungen, was den Beruf angeht. Die Behörden werden sehr streng darauf achten, dass diese gesetzlich festgelegten Zeiten auch eingehalten werden. In 24 Stunden ist, zumindest vom Grundsatz her, eine Ruhezeit von 11 Stunden zu erbringen. Es besteht die Möglichkeit, diese 11 Stunden aufzuteilen. Will heißen, der Fahrer legt eine Pause für drei Stunden ein, dann später neun Stunden. Damit wird die Ruhezeit jedoch 12 Stunden betragen. Dieses Vorgehen ist dem Fahrer in zwei wöchentlichen Ruhezeiten lediglich drei Mal gestattet.

Weiter gilt die gesetzliche Vorschrift, dass eine Ruhezeit dann fällig ist, wenn 24 Stunden vergangen sind. Die wöchentliche Ruhezeit ergänzt die tägliche Ruhezeit. Sie ist sozusagen das Wochenende des Fahrers. Die wöchentliche Ruhezeit ist mit einem Minimum von 45 Stunden angesetzt. In dieser Zeit darf sich der Fahrer weder in dem fahrenden Fahrzeug aufhalten, noch in Bereitschaft einer etwaigen Arbeit befinden. Auch hier findet sich eine flexible Regelung. Hat ein Fahrer in der einen Woche die 45 Stunden Ruhezeit abgesessen, kann man die folgende Woche um 24 Stunden Ruhezeit beschneiden, jedoch lediglich dann, wenn man als Fahrer in der dann kommenden dritten Woche 21 Stunden der Ruhezeit pro Woche nachholt. Will heißen, unter Ausnutzung dieser Regel ist es möglich, 30 Stunden am Stück zu fahren.

Fahrunterbrechungen

Eine wichtige Sache ist sicherlich die Definition einer „Fahrtunterbrechung“. Eine Fahrtunterbrechung wird immer bedeuten, dass der Fahrzeuglenker die Möglichkeit findet, sich zu erholen. Er geht in dieser Zeit keiner (beruflichen) Fahrtätigkeit nach, wird das Fahrzeug weder beladen noch entladen oder es in irgendeiner Weise warten oder instand setzen. Eine Fahrtunterbrechung wird es im Übrigen auch sein, wenn der Fahrer auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat.

Auch wenn das Fahrzeug von fremder Hand beladen oder auch entladen wird, gilt dies als Fahrtunterbrechung im Sinne des Gesetzes. Auch der Aufenthalt auf Zug oder Fähre stellt eine Fahrtunterbrechung dar. Verlässt ein LKW-Fahrer das Lenkrad für länger als 15 Minuten, kann dies eine Fahrtunterbrechung sein. Nach 4,5 Stunde Fahrt ist eine Fahrtunterbrechung gesetzlich vorgeschrieben. Die 4,5-Stundenfrist beginnt dann erneut. Die Pausen können gesplittet werden in erst 15 Minuten und dann noch einmal 30 Minuten. Jeweils nach 45 Minuten abgeleisteter Fahrtunterbrechung beginnt die Frist von 4,5 Stunden aufs Neue.

Lenk- und Ruhezeiten

  • Höchste tägliche Tageslenkzeit = 9 Stunden
  • Höchstens zwei Mal wöchentlich = 10 Stunden
  • Höchste Wochenlenkzeit = 56 Stunden
  • Höchste Gesamtlenkzeit innerhalb 2 Wochen = 90 Stunden

Kosten bei einem Verstoß

Ausweise und Papiere für LKW-Fahrer (© Marina Lohrbach / fotolia.com)
Ausweise und Papiere für LKW-Fahrer (© Marina Lohrbach / fotolia.com)
Wird gegen die Regelungen der AETR verstoßen, wird ein Bußgeld nach deren Bußgeldkatalog fällig werden. Das sind unter Umständen bis zu 5000 Euro, die der Fahrer zu zahlen hat, genauso kann jedoch der Unternehmer zu einer Strafe von maximal 15000 Euro verurteilt werden. Kontrollieren Polizeibeamte das Fahrzeug und stellen eine Auffälligkeit hinsichtlich der Ruhezeiten fest, kann das ein Verwarnungsgeld von 5 bis 35 Euro kosten, es ist eine geringfügige Ordnungswidrigkeit, wenn es sich um eine Unterschreitung von weniger als einer Stunde handelt.

Fahrtenschreiber

Der Tachograph ist ein Tachometer. An ihn angeschlossen ist ein Messschreiber. Hier werden alle relevanten Daten abgespeichert also Ruhezeiten, Lenkzeiten, Fahrtunterbrechungen, die Geschwindigkeiten sowie die zurückgelegten Kilometer. Die neueren Kontrollgeräte „Black Box“ sind auch Unfalldatenspeicher. Hier kann anhand von aufgezeichneten Daten über Quer- und Längsbeschleunigung des Fahrzeugs, die Geschwindigkeit etc. die Rekonstruktion eines Unfalles erheblich erleichtert werden. 

Lenkzeiten für LKW-Fahrer - Häufige Fragen (FAQ)

Was sind die maximal zulässigen Lenkzeiten für LKW-Fahrer?

Gemäß der EU-Verordnung 561/2006 und dem Fahrpersonalgesetz (FpersG) in Deutschland sind die Lenkzeiten für LKW-Fahrer präzise festgelegt. Die tägliche Lenkzeit darf nicht mehr als 9 Stunden betragen, kann aber zweimal pro Woche auf bis zu 10 Stunden erhöht werden. Die wöchentliche Lenkzeit darf nicht mehr als 56 Stunden betragen und die zweiten Wochen Lenkzeit darf 90 Stunden nicht überschreiten.

Beispiel: Ein Fahrer könnte an fünf Tagen pro Woche neun Stunden fahren (45 Stunden insgesamt) und an zwei Tagen pro Woche zehn Stunden (zusätzliche 20 Stunden), was zu einer Gesamtlenkzeit von 65 Stunden führen würde. Dies würde jedoch gegen die maximale wöchentliche Lenkzeit von 56 Stunden verstoßen.

Welche Ruhezeiten müssen LKW-Fahrer einhalten?

Ruhezeiten sind ebenso wichtig und rechtlich geregelt. Nach jeder täglichen Lenkzeit müssen Fahrer eine tägliche Ruhezeit von mindestens 11 aufeinanderfolgenden Stunden einlegen. Diese kann jedoch auf 9 Stunden reduziert werden, nicht öfter als dreimal zwischen zwei wöchentlichen Ruhezeiten. Zudem müssen Fahrer nach spätestens 4,5 Stunden Lenkzeit eine Pause von mindestens 45 Minuten einlegen.

Diese Pause kann in zwei Abschnitte unterteilt werden, wobei der erste mindestens 15 Minuten und der zweite mindestens 30 Minuten betragen muss. Beispiel: Ein Fahrer, der um 6:00 Uhr morgens beginnt zu fahren, muss spätestens um 10:30 Uhr eine Pause von mindestens 45 Minuten einlegen. Nach der Pause kann er weiterfahren, muss aber seine tägliche Ruhezeit von 11 Stunden um 21:15 Uhr beginnen.

Was sind die Konsequenzen bei Verstößen gegen die Lenk- und Ruhezeiten?

Verstöße gegen die Bestimmungen zu Lenk- und Ruhezeiten können mit erheblichen Geldbußen geahndet werden. Zudem können wiederholte Verstöße dazu führen, dass der Führerschein des Fahrers vorübergehend entzogen wird. Unternehmen, die ihre Fahrer dazu drängen, die Bestimmungen zu überschreiten, können ebenfalls mit empfindlichen Geldbußen belegt und im schlimmsten Fall ihre Betriebslizenz verlieren.

Beispiel: Wenn ein Fahrer wiederholt die maximal zulässige tägliche Lenkzeit überschreitet, könnte er mit einer Geldstrafe von mehreren tausend Euro rechnen. Wenn das Unternehmen, für das er arbeitet, ihn dazu ermutigt hat, könnte es ebenfalls mit einer hohen Geldstrafe belegt werden.

Welche Aufzeichnungspflichten bestehen hinsichtlich der Lenk- und Ruhezeiten?

Alle Lenk- und Ruhezeiten müssen durch das Fahrpersonal ordnungsgemäß aufgezeichnet und dokumentiert werden. Dies geschieht in der Regel durch ein Digitalen Fahrtenschreiber (EG-Kontrollgerät). Bei Fahrzeugen, die vor dem 1. Mai 2006 in den Verkehr gebracht wurden, kann auch ein analoger Fahrtenschreiber verwendet werden.

Alle Aufzeichnungen müssen mindestens ein Jahr aufbewahrt werden und auf Anfrage den zuständigen Behörden vorgelegt werden können. Beispiel: Ein Fahrer, der um 6:00 Uhr morgens beginnt zu fahren, muss sicherstellen, dass der Beginn seiner Arbeitszeit, alle Lenk- und Ruhezeiten und das Ende seiner Arbeitszeit korrekt in seinem digitalen Fahrtenschreiber aufgezeichnet werden.

Sind die Lenk- und Ruhezeiten für alle LKW-Fahrer gleich?

Die oben genannten Regelungen gelten generell für alle LKW-Fahrer. Es gibt jedoch einige Ausnahmen und Sonderregelungen. Zum Beispiel gelten andere Regelungen für Fahrer, die im Nahverkehr tätig sind oder Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von weniger als 3,5 Tonnen fahren. Auch bei gewissen Tätigkeiten, wie Straßenreinigung und Winterdienst, können abweichende Regelungen gelten. Beispiel: Ein Fahrer, der ein Fahrzeug mit einer zulässigen Gesamtmasse von weniger als 3,5 Tonnen fährt, muss die Lenk- und Ruhezeiten nicht so streng einhalten wie ein Fahrer, der ein schwereres Fahrzeug fährt.


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