Steigern Sie Ihre Sichtbarkeit und gewinnen Sie mehr Mandate. Jetzt 1 Monat kostenlos testen!Pfeil rechtsPremiumeintrag jetzt kostenlos testenPfeil rechts

BayObLG-Beschluss: Klarstellungen zur Belehrungspflicht bei Verständigung im Strafverfahren

SternSternSternSternStern
(1 Bewertung)28.05.2025 Strafrecht

Am 11. September 2024 hat das Bayerische Oberste Landesgericht (BayObLG) mit einem richtungsweisenden Beschluss (Az.: 206 StRR 286/24) die Revision eines Angeklagten gegen das Urteil des Landgerichts München I vom 11. März 2024 abgewiesen. Der Beschluss bietet wichtige Klarstellungen zu den Anforderungen an die Belehrungspflicht und die Bindungswirkung von Verständigungen ("Deal") in Strafverfahren, die auch für künftige Verfahren von Bedeutung sind.

Kernpunkte des Beschlusses zum Deal

Verständigung nach § 257c StPO: Im erstinstanzlichen Verfahren hatte eine Verständigung (auch als "Deal" bekannt) zwischen den Verfahrensbeteiligten stattgefunden. Dabei wurde der Strafrahmen festgelegt, um das Verfahren zu vereinfachen.

Bindungswirkung bei Berufungsverhandlung: Nach der allgemeinen Rechtsauffassung entfällt die Bindungswirkung einer Verständigung, wenn das Berufungsgericht sich nicht an den vereinbarten Strafrahmen halten möchte. Im vorliegenden Fall führte das Berufungsgericht allerdings erneut ein Rechtsgespräch mit dem Ziel einer neuen Verständigung, die jedoch nicht zustande kam. Dies verdeutlichte dem Angeklagten, dass die ursprüngliche Verständigung nicht mehr bindend war.

Belehrungspflicht des Angeklagten: Die Verteidigung argumentierte, dass der Angeklagte nicht ausreichend darüber belehrt worden sei, dass die ursprüngliche Verständigung keine Bindungswirkung mehr habe. Das BayObLG stellte jedoch klar, dass durch das erneute Rechtsgespräch im Berufungsverfahren dem Angeklagten implizit klar gemacht wurde, dass die ursprüngliche Verständigung keine Rechtskraft mehr besaß.

Bedeutung für die Praxis

Der Beschluss ist von Bedeutung für alle Verteidiger, Staatsanwälte und Richter, die mit Verständigungen im Strafprozess zu tun haben. Er stellt klar, dass ein Angeklagter nicht zwingend explizit über den Wegfall der Bindungswirkung belehrt werden muss, wenn die Verfahrensgestaltung, wie im vorliegenden Fall, deutlich macht, dass die Verständigung ihre Wirkung verloren hat. Ein erneutes Rechtsgespräch während der Berufungshauptverhandlung erfüllt in solchen Fällen die Informationspflicht.

Darüber hinaus betont das Gericht, dass es keine rechtsfehlerhaften Nachteile für den Angeklagten gegeben habe, da das erneute Gespräch verdeutlichte, dass eine neue Verständigung angestrebt wurde.

Dieser Beschluss verdeutlicht die Praxis der deutschen Justiz im Umgang mit Verständigungen und schafft mehr Rechtssicherheit bei der Auslegung der Belehrungspflicht in Fällen, in denen die Verständigung nicht fortwirkt.

Symbolbild/ (se) 

Diesen Artikel bewerten:
Diesen Artikel teilen: Linkedin Xing X
Whatsapp
Facebook
Fragen? Jetzt Fachanwalt.de-KI kostenlos fragen

Ihr Chatverlauf

Schildern Sie Ihr Problem ausführlich und erhalten innerhalb von Sekunden eine kostenlose KI-Ersteinschätzung:

Mit Nutzung unseres KI-Features akzeptieren Sie unsere Nutzungsbedingungen.

SofortantwortSofortantwort 24/7
NachfragemöglichkeitNachfragemöglichkeit
Kostenlos!Kostenlos!
Antwort erhalten Pfeil nach rechts
Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Anwalt wechseln für die Revision
SternSternSternSternStern
(1 Bewertung)16.06.2025Redaktion fachanwalt.deStrafrecht
Anwalt wechseln für die Revision

Wenn ein Strafverfahren mit einer Verurteilung endet, ist für viele Beschuldigte der Schock groß. Doch das Urteil muss nicht das letzte Wort sein. Mit der Revision besteht die Möglichkeit, gerichtliche Fehler anzugreifen – allerdings nur unter engen rechtlichen Voraussetzungen und mit einer präzisen Begründung. Gerade in dieser Phase zeigt sich oft, dass der bisherige Verteidiger mit den komplexen Anforderungen eines Revisionsverfahrens überfordert ist – sei es fachlich, strategisch oder im Hinblick auf die knappen Fristen. In unserer Praxis erleben wir regelmäßig Mandanten, die sich nach der Urteilsverkündung fragen: „Ist mein Anwalt überhaupt der richtige für die Revision?“ Ein Wechsel kann dann nicht nur sinnvoll, sondern notwendig sein – insbesondere bei schwerwiegenden Vorwürfen wie dem Handel...

weiter lesen weiter lesen

Drogenhandel – Welche Strafe droht?
SternSternSternSternStern
(2 Bewertungen)16.06.2025Redaktion fachanwalt.deStrafrecht
Drogenhandel – Welche Strafe droht?

Der Vorwurf des Drogenhandels zählt zu den schwerwiegendsten Anschuldigungen im Betäubungsmittelstrafrecht. Wer damit konfrontiert wird, steht schnell im Mittelpunkt umfangreicher Ermittlungen – häufig begleitet von Durchsuchungen, Telekommunikationsüberwachung oder sogar Untersuchungshaft. Dabei geht es nicht nur um den reinen Besitz von Betäubungsmitteln, sondern um den Verdacht, mit Drogen in irgendeiner Form „gehandelt“ zu haben. Wegen der Schärfe staatlicher Strafverfolgung können kleine Details über Jahre der Freiheit entscheiden. Doch was genau bedeutet „Handel“ im Sinne des Gesetzes? Welche Strafrahmen gelten – und wie kann man sich verteidigen, wenn plötzlich der Vorwurf im Raum steht, Teil eines Drogenhandels gewesen zu sein? Was bedeutet Drogenhandel nach dem BtMG? Der Begriff...

weiter lesen weiter lesen
Aussage gegen Aussage im Sexualstrafverfahren
SternSternSternSternStern
(3 Bewertungen)16.06.2025Redaktion fachanwalt.deStrafrecht
Aussage gegen Aussage im Sexualstrafverfahren

Ein Vorwurf steht im Raum. Kein Video, keine Zeugen, keine forensischen Spuren – nur die Aussage eines angeblichen Opfers. Und der Beschuldigte? Bestreitet die Tat. Was bleibt, ist eine Konstellation, die Juristen immer wieder beschäftigt – und Betroffene oft verzweifeln lässt: Aussage gegen Aussage. Gerade im Sexualstrafrecht ist diese Beweissituation keine Ausnahme, sondern der Regelfall. Denn sexuelle Handlungen geschehen meist im Verborgenen, ohne Zeugen – und oft gibt es keine objektiven Beweise. In solchen Fällen müssen Gerichte entscheiden, ob sie der Aussage des vermeintlichen Opfers glauben oder nicht. Eine Entscheidung, die über Freiheit oder Haft entscheiden kann. Welche Maßstäbe setzt die Rechtsprechung an und wie kann ein erfahrener Verteidiger Einfluss auf die Bewertung der Aussage nehmen?...

weiter lesen weiter lesen

BGH kippt Urteil wegen Firmenbestattung: Neue Maßstäbe für faktische Geschäftsführer
SternSternSternSternStern
(2 Bewertungen)15.04.2025Redaktion fachanwalt.deStrafrecht
BGH kippt Urteil wegen Firmenbestattung: Neue Maßstäbe für faktische Geschäftsführer

Mit Urteil vom 27. Februar 2025 (Az. 5 StR 287/24 ) hat der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts Leipzig aufgehoben, in dem ein Angeklagter unter anderem wegen Beihilfe zur Insolvenzverschleppung und Bankrott verurteilt worden war. Das höchste deutsche Strafgericht bemängelte gravierende Fehler bei der rechtlichen Würdigung der Rolle des Angeklagten als faktischer Geschäftsführer . Die Entscheidung hat erhebliche Bedeutung für die strafrechtliche Beurteilung sogenannter Firmenbestattungen . Hintergrund: Der Fall eines professionellen Firmenbestatters Der Angeklagte war kein unbeschriebenes Blatt. Bereits mehrfach wegen Wirtschaftsdelikten vorbestraft, betätigte er sich als sogenannter Firmenbestatter . Dabei übernimmt eine Person gezielt die Kontrolle über wirtschaftlich angeschlagene...

weiter lesen weiter lesen

Rechtsanwalt gesucht?
Sie haben Fragen?