Familienrecht

Der Ehevertrag und die Hausfrauenehe

29.09.2021
 (5)

Wer bei im Vorfeld der Eheschließung einen Ehevertrag schließt, will damit gewöhnlich die gesetzlichen Scheidungsfolgen zum Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich und/oder Unterhalt abändern. Eine solche Regelung geht häufig zu Lasten des wirtschaftlich schwächeren Ehegatten. Nach wie vor ist dies in vielen Fällen die Ehefrau, wenn Sie etwa beruflich zurücksteckt, um die eigenen Kinder zu betreuen. Man spricht dann von einer sogenannten Hausfrauenehe.

Entstehen ihr dadurch finanzielle Nachteile wird sie durch die gesetzlichen Scheidungsfolgen geschützt. Sie partizipiert dann an dem vom Ehemann hinzugewonnen Vermögen und auch Rentenanwartschaften und hat gegebenenfalls auch einen Anspruch auf Geschiedenenunterhalt.

Sittenwidrige Vereinbarungen unter Ehegatten

Eheverträge, die besonders stark in diese Regelungen eingreifen, und denen ein strukturelles Ungleichgewicht der Ehegatten zugrunde liegt, können bei einer gerichtlichen Überprüfung für sittenwidrige und damit unwirksam erklärt werden.

Die Rechtsprechung hat dabei in den vergangenen Jahrzehnten eine Entwicklung durchgemacht. In der Vergangenheit wurde zum Beispiel der Ausschluss sämtlicher Ansprüche der Ehefrau, also auch des Versorgungsausgleichs, auch bei einer Hausfrauenehe von den Gerichten noch nicht als sittenwidrig bewertet. Dies hat sich im Laufe der Zeit aber geändert.

Unwirksamer Ehevertrag – haftet der Notar?

Diese Entwicklung der Rechtsprechung war Gegenstand eines Urteils des Landgerichts Frankenthal (LG Frankenthal, Urteil vom 26.07.2021 – 4 O 47/21). Ein geschiedener Ehemann hatte einen Notar verklagt. Dieser hatte vor ca. 30 Jahren einen Ehevertrag beurkundet, bei dem die Scheidungsfolgen umfassend ausgeschlossen wurden. Der Mann war Bauer mit eigenem landwirtschaftlichen Betrieb und die Frau war für die Kindererziehung und den Haushalt „zuständig“. Als es im Jahr 2019 zur Scheidung kam, kam es zum Streit über die Wirksamkeit des notariellen Ehevertrags. Im Ergebnis musste der Ehemann seiner Ex eine Abfindung von 300.000 Euro zahlen, weil das Gericht Bedenken wegen der möglichen Sittenwidrigkeit hatte.

Diesen Betrag forderte der Bauer von dem Notar als Schadensersatz. Hätte dieser ihn damals darauf hingewiesen, dass der Ehevertrag unwirksam sein könnte, wäre die Ehe niemals geschlossen worden. Die Haftungsklage landete schließlich vor dem Landgericht und wurde dort abgewiesen. Der Notar habe sich an der damals geltenden Rechtslage und insbesondere Rechtsprechung orientiert. Erst später sei die Rechtsprechung zur Sittenwidrigkeit von Hausfrauen-Eheverträgen aufgrund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts geändert worden.

Ausführliche Informationen zum Ehevertrag unserer Fachanwälte für Familienrecht bei ROSE & PARTNER finden Sie hier:

Ehevertrag Rechtsanwälte Hamburg: https://www.rosepartner.de/rechtsberatung/erbrecht-nachfolge/vermoegensschutz-vorsorgeverfuegungen/ehevertrag-gueterrecht.html

Ehevertrag Rechtsanwälte Berlin: https://www.rosepartner.de/ehevertrag-rechtsanwalt-berlin.html

Ehevertrag Rechtsanwälte München: https://www.rosepartner.de/rechtsanwalt-ehevertrag-muenchen.html

 

 

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor

Gesamt:

Ralph Butenberg
Rechtsanwalt • Fachanwalt für Steuerrecht
Fachanwalt für Erbrecht
Jungfernstieg 40
20354 Hamburg

Telefon: 040-41437590


Honorar/Leistung: (0)
Erreichbarkeit: (0)
Verständlichkeit: (0)
Freundlichkeit: (0)
Diesen Rechtsanwalt bewerten
Vereinbaren Sie hier eine Rechtsberatung zum Artikel-Thema:
Kontaktieren Sie hier Fachanwalt Ralph Butenberg:
* Pflichtfeld
Ja, ich willige ein, dass meine im „Kontaktformular“ eingetragenen personenbezogenen Daten zum Zwecke der Angebotsvermittlung per Fax und E-Mail an den zu kontaktierenden Anwalt übermittelt und gespeichert werden. Diese jederzeit widerrufliche Einwilligung sowie die Verarbeitung und Datenübermittlung durch Dritte erfolgen gem. unserer Datenschutzerklärung.
Kontaktieren
Weitere Artikel des Autors
Familienrecht Zugewinnausgleich bei Immobilien in der Scheidung
15.04.2021

Bei Trennungen und Scheidungen mit Immobilien im Vermögen der Ehegatten stellen sich zahlreiche rechtliche Fragen. Streit gibt es nicht selten um die Bewertung eines Hauses oder einer Eigentumswohnung, wenn für die Scheidungsfolgen der Zugewinn berechnet werden soll. Auskunft und Wertermittlung Der Zugewinnausgleich dient am Ende einer Ehe der gerechten Verteilung des während der Ehe erworbenen Vermögens. Die richtige Berechnung des Zugewinns und der Ausgleichsforderung ist regelmäßig eine Herausforderung für die Beteiligten. Auskunft und Wertermittlung sollen hier helfen und die Sache erleichtern. Gesetzliche Ansprüche ... weiter lesen

Familienrecht Zur Verfassungswidrigkeit des Kinderehegesetzes
30.01.2020

Möglicherweise befangener Richter darf mitentscheiden. Trotz harscher Kritik von Fachverbänden und Rechtsexperten verabschiedete der Bundestag 2017 ein Gesetz gegen Kinderehe. Auch der Bundesgerichtshof hielt das Gesetz für Verfassungswidrig und legte das Gesetz dem Bundesverfassungsgericht zur Überprüfung vor. Dort soll nun einer der ehemaligen Initiatoren des Gesetzes, mittlerweile Vizepräsident beim BVerfG, über die Rechtmäßigkeit des Gesetzes entscheiden, entschied das BVerfG selbst. Mitwirkung des Vize-Präsidenten Es geht um: Stephan Harbarth. Er ist seit November 2018 Vizepräsident am ... weiter lesen

Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Familienrecht Wechsel zu neuen Pflegeeltern orientiert sich am Kindeswohl

Karlsruhe (jur). Über Jahre „gewachsene Bindungen“ zwischen Pflegeeltern und einem aufgenommenen Kind schließen einen Wechsel in eine andere Pflegefamilie nicht aus. Denn wird mit dem Wechsel des Kindes zu anderen Pflegeeltern eher dessen Kindeswohl gewährleistet, wird das Grundrecht der ursprünglichen Pflegeeltern auf Schutz der Familie nicht verletzt, entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe in einem am Donnerstag, 7. September 2023, veröffentlichten Beschluss (Az. 1 BvR 1088/23). Auf das ebenfalls im Grundgesetz verankerte Elterngrundrecht könnten Pflegeeltern sich nicht berufen.  Konkret ging es um ein fünfjähriges Kind mit ... weiter lesen

Familienrecht Scheidung wegen Täuschung oder Zwangsehe ist nicht dasselbe

Karlsruhe (jur). Wenn ein Ehepaar übereinstimmend die Scheidung will, müssen die Familiengerichte gegebenenfalls auch den Grund näher prüfen. Denn ob es um eine Zwangsehe oder um eine arglistige Täuschung geht, kann wichtig etwa für spätere Unterhaltspflichten sein, betonte der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe in einem am Donnerstag, 24. August 2023, veröffentlichten Beschluss zu einem Paar aus Afghanistan (Az.: XII ZB 274/21).  Das Paar hatte Ende 2018 in Afghanistan geheiratet. Der Mann lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in Deutschland, die Frau kam im Februar 2020 nach. Schon im Juni 2020 wollten beide Eheleute die Trennung. Über den Grund waren sie sich ... weiter lesen

Familienrecht Nach Trennung der „Herrchen“ kann „Umgangsrecht“ greifen

Frankenthal (jur). Nach der Trennung eines Paares muss der gemeinsam angeschaffte Hund nicht automatisch auf ein Herrchen oder Frauchen verzichten. Vielmehr haben beide Miteigentümer das Recht, „auch nach Ende der Partnerschaft an dem gemeinsamen Eigentum teilhaben zu können“ entschied das Landgericht Frankenthal in einem am Dienstag, 30. Mai 2023, bekanntgegebenen Urteil (Az.: 2 S 149/22). Es gefährde auch nicht das Tierwohl des Hundes, wenn jedem Partner abwechselnd ein zweiwöchiges „Umgangsrecht“ eingeräumt wird.  Im Streitfall hatten sich die Partner einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft aus dem Landkreis Bad Dürkheim gemeinsam einen ... weiter lesen

Familienrecht Kind bleibt auch nach erfolgreicher Vaterschaftsanfechtung deutsch

Lüneburg (jur). Nach einer erfolgreichen Vaterschaftsanfechtung muss das betroffene Kind nicht rückwirkend die deutsche Staatsangehörigkeit wieder verlieren. Auch wenn sich nach der Geburt herausstellt, dass der eigentliche Vater ein Ausländer ist, sieht das Gesetz in einem solchen Fall nicht ausdrücklich den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit vor, urteilte am Donnerstag, 25. Mai 2023, das Oberverwaltungsgericht (OVG) Niedersachsen-Bremen in Lüneburg (Az.: 13 LC 287/22).  Damit bleibt ein 2019 geborenes Mädchen weiterhin Deutsche. Die ausländische Mutter hatte vor der Geburt des Kindes einen Deutschen geheiratet. Nach dem Staatsangehörigkeitsgesetz ... weiter lesen

Ihre Spezialisten