Bankrecht und Kapitalmarktrecht

Gutachter am EuGH: Schufa-Score verstößt gegen EU-Recht

Zuletzt bearbeitet am: 10.05.2023

Der EuGH könnte das Geschäftsmodell der Schufa und damit auch ihre Macht in Kürze beenden, sofern er dem Antrag des Generalstaatsanwaltes vom 16.03.2023 folgt.

Der Generalstaatsanwalt hält die meist lange Speicherung von Daten und damit auch die Erstellung des sogenannten Score-Wertes für die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern für rechtswidrig, da sie gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstoße und somit gegen geltendes Europarecht.

Die Schufa speichert Daten aus öffentlichen Verzeichnissen - wie beispielsweise die Register der Insolvenzgerichte - meist länger als das öffentliche Verzeichnis selbst, was laut Generalstaatsanwalt europarechtswidrig sei. Ein endgültiges Urteil des EuGH hierzu steht noch aus. Es bleibt abzuwarten, ob der EuGH dem Antrag des Generalstaatsanwaltes folgt, was im Ergebnis das Ende des Geschäftsmodells der Schufa bedeuten würde.

Jeder Verbraucher, der beispielsweise einen Kredit aufnehmen möchte oder einen Mobilfunkvertrag etc. abschließen möchte, ist derzeit auf eine positive Bewertung der Schufa angewiesen, da diese die Kreditwürdigkeit einer Person prüft und hierüber Auskunft erteilt. Die Schufa übermittelt dann den Unternehmen den Score-Wert, welcher Auskunft darüber geben soll, wie gut der Verbraucher seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommt bzw. in der Vergangenheit bereits nachgekommen ist.

Genau diese Ermittlung des Score-Wertes steht nun vor dem EuGH auf dem Prüfstand.

Der Bundesgerichtshof hat sich auch bereits mit dieser Frage beschäftigt. Hierzu fand am 14.02.2023 Gerichtstermin statt. Es ging in diesem Verfahren um die Frage, wann die Schufa den Eintrag über eine Restschuldbefreiung nach einer Verbraucherinsolvenz löschen muss. Die Schufa beharrte auf die Löschung erst in drei Jahren. Der BGH hat das Verfahren jedoch im Hinblick auf die Entscheidung des EuGH zunächst zurückgestellt. Im Mittelpunkt steht hier die DSGVO.

Die DSGVO stärkt mit ihrer Einführung im Jahr 2018 massiv die Rechte der Verbraucher: Nach Artikel 17 Absatz 1 DSGVO kann eine Löschung unter anderem dann verlangt werden, wenn die Verarbeitung nicht rechtmäßig und nach dem Verarbeitungszweck nicht mehr notwendig ist oder wegen einer besonderen persönlichen Situation. Gerade die persönliche Situation z.B.  nach einer Insolvenz ist für Verbraucher schwierig. Ein negativer Schufa-Eintrag, der noch weitere drei Jahre gespeichert wird, behindert ganz extrem für den Schuldner die Neuaufnahme von Krediten etc.

 

Zunächst bleibt jedoch abzuwarten, wie der EuGH entscheidet. Es ist aber bereits abzusehen, dass die seit Jahren von der Schufa gepflegte Praxis, gerade negativem Eintrage drei Jahre lang und damit länger als öffentliche Verzeichnisse, zu speichern auf dem Prüfstand steht und möglicherweise künftig nicht mehr zulässig sein wird.

 

Katharina Schnellbacher

Rechtsanwältin

Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor

Gesamt:

Katharina Schnellbacher
Rechtsanwalt • Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht
Louisenstraße 121
61348 Bad Homburg

Telefon: 06172-9819313


Honorar/Leistung: (0)
Erreichbarkeit: (0)
Verständlichkeit: (0)
Freundlichkeit: (0)
Diesen Rechtsanwalt bewerten
Vereinbaren Sie hier eine Rechtsberatung zum Artikel-Thema:
Kontaktieren Sie hier Fachanwalt Katharina Schnellbacher:
* Pflichtfeld
Ja, ich willige ein, dass meine im „Kontaktformular“ eingetragenen personenbezogenen Daten zum Zwecke der Angebotsvermittlung per Fax und E-Mail an den zu kontaktierenden Anwalt übermittelt und gespeichert werden. Diese jederzeit widerrufliche Einwilligung sowie die Verarbeitung und Datenübermittlung durch Dritte erfolgen gem. unserer Datenschutzerklärung.
Kontaktieren
Weitere Artikel des Autors
Bankrecht und Kapitalmarktrecht Vermeidung oder Rückforderung der Vorfälligkeitsentschädigung

Zahlreiche Banken und Sparkassen haben in ihren Darlehensverträgen unzureichend über die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung informiert. Für diese Fälle sieht das Gesetz (§ 502 Absatz 2 Nr. 2 BGB) den Entfall der sogenannten Vorfälligkeitsentschädigung vor. Dies gilt jedoch nur für Darlehensverträge, die ab dem 21.03.2016 geschlossen wurden. Wann fällt grundsätzliche eine Vorfälligkeitsentschädigung an? Diese fällt zunächst nach § 502 Abs. 1 BGB immer dann an, wenn ein Darlehensnehmer seinen Darlehensvertrag innerhalb der Zinsbindungsfrist vorzeitig ablösen will. Diese ... weiter lesen

Bankrecht und Kapitalmarktrecht Das Konto wurde gehackt: wer haftet bei Cyberattacken?

In den letzten Monaten erreichen uns immer häufiger Mandatsanfragen von verzweifelten Bankkunden, die plötzlich feststellen mussten, dass von ihrem Konto im Rahmen des Online-Bankings hohe Beträge abgebucht wurden, Dispo-Kredite auf ihren Namen abgeschlossen wurden, Überweisungslimits heraufgesetzt wurden etc. Der wirtschaftliche Schaden ist für die Mandanten meist immens, da die Konten meist vollständig „leergeräumt“ werden. Mit dem wirtschaftlichen Verlust einher, geht zudem auch oft noch ein Vertrauensverlust des Betroffenen in seine Bank. Das Gefühl, dass man sein Geld sicher auf dem eigenen Konto liegen hat, ist ... weiter lesen

Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Bankrecht und Kapitalmarktrecht Das rechtliche 1x1 der Aktienanlage: Wichtige Gesetze und Verordnungen

In der Welt der Finanzinvestitionen bieten Aktien eine der aufregendsten Möglichkeiten für Anleger, ihr Kapital zu vermehren und an der wirtschaftlichen Entwicklung von Unternehmen teilzuhaben. Doch der Weg zum erfolgreichen Aktieninvestor ist gepflastert mit komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen, die sowohl Neulinge als auch erfahrene Anleger berücksichtigen müssen. Der vorliegende Artikel dient als umfassender Leitfaden für die Anlage in Aktien und beleuchtet die wichtigsten gesetzlichen und regulatorischen Aspekte, die für jeden Aktienanleger von Bedeutung sind. Ziel ist es, ein solides Verständnis für die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, die den Aktienmarkt formen ... weiter lesen

Bankrecht und Kapitalmarktrecht Ist die Verwendung eines Geschäftskontos gesetzlich vorgeschrieben?

Wer ein Unternehmen gründet, muss sich mit einigen bürokratischen Angelegenheiten auseinandersetzen. Viele Selbstständige und Freiberufler stehen vor allem zu Beginn ihrer  Gründung vor der Frage, ob sie ein Geschäftskonto eröffnen sollen oder nicht. Ein Geschäftskonto ist eine Sonderform des Girokontos und bietet für Unternehmer einige Vorteile mit sich. Häufig herrscht jedoch Unsicherheit darüber, ob die Verwendung eines Geschäftskontos verpflichtend ist oder nicht. Welche Vorteile hat ein Geschäftskonto? Unabhängig davon, ob man ein Einzelunternehmen, eine GmbH oder eine AG gründen möchte - ein Geschäftskonto hilft Selbstständigen und ... weiter lesen

Bankrecht und Kapitalmarktrecht Ratgeber Immobilien: Wie werden Maklerprovision & Maklercourtage definiert?

Im Segment der Immobilien gibt es zahlreiche Wege und Möglichkeiten, wie man die Hilfe eines Maklers in Anspruch nehmen kann. Für den erfolgreichen Verkauf oder für die Vermietung einer Immobilie wird eine so genannte Maklerprovision, oder aber auch Maklercourtage erhoben. Wie hoch die Courtage ausfällt und was erfüllt sein muss, damit sie wirklich fällig wird, ist vielen Kunden unklar. Viele Menschen wissen darüber hinaus nicht, dass es sogar gesetzliche Vorgaben beim Thema Maklerprovision und Maklercourtage gibt. In der Praxis bedeutet dies, dass seit dem 23. Dezember des Jahres 2020 ein neues Provisionsgesetz in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz schreibt vor, dass die ... weiter lesen

Bankrecht und Kapitalmarktrecht Ein eigenes Haus kaufen: Worauf sollte ich achten?

Ein eigenes Haus – davon träumen zahlreiche Menschen. Doch dieser Traum lässt sich nicht so leicht umsetzen. Bis man Eigentümer ist, dauert es oftmals eine lange Zeit. Dabei ist es zunächst notwendig, ein passendes Haus zu finden und sich um die Finanzierung zu kümmern. Anschließend folgen der Kaufvertragsentwurf, der Termin beim Notar, die Grundbuchänderung und letztendlich die Übergabe der Schlüssel. Ein Eigenheim finanzieren: Welche Optionen gibt es? Die wenigsten Menschen haben die Möglichkeit, das Eigenheim aus eigener Tasche zu bezahlen. Meistens ist es notwendig, ein Darlehen aufzunehmen. Zur Immobilienfinanzierung wird häufig ein sogenanntes ... weiter lesen

Ihre Spezialisten