Allgemein

Haftungsrisiko Debitkarte!

14.11.2023
 (1)
Zuletzt bearbeitet am: 14.11.2023

Debitkarte, Objekt der Begierde von Betrügern!

Eine stark zunehmende Anzahl von Betrugsfällen unter Einsatz von Kreditkarten/Debitkarten (häufig virtueller Debitkarten) und andereweitiger nicht autorisierter Kontoverfügungen durch Straftäter im In- und Ausland beschäftigt uns und die Gerichte! Immerhin sind in Deutschland über 100 Millionen Zahlungskarten im Umlauf. 

Besonder Kunden der Postbank und DKB-Bank sind in unserer Kanzleipraxis überproportional betroffen!

Häufig sind auch Betrugsfälle unter Einsatz von Lastschriftverfahren.

​Häufig Gegenstand von Auseinandersetzungen ist die Frage, wer im Verhältnis Bank-Kunde für den eingetretenen Schaden haftet. Jüngst hat uns eine Anfrage eines geschädigten Ehepaars, Kunden einer Volksbank, erreicht, wo € 95.000,00.- vom Konto abverfügt wurden.

Besonders perfide sind Vorgehensweisen der Täter, wo virtuelle Kreditkarten auf Smartphones der Täter abgelegt und eingesetzt werden, um Konten abzuräumen.

Das Bürgerliche Gesetzbuch spricht hier an sich eine klare Sprache: Der Kunde hat grundsätzlich nach § 675 u. S. 2 BGB einen Anspruch gegen seine Bank auf Erstattung, wenn keine wirksame Autorisierung der Transaktion erfolgte.

Häufig kontern Banken mit dem Argument, der Karteninhaber habe die Transaktionen grob fahrlässig ermöglicht und rechnen mit angeblichen Schadensersatzansprüchen gegen den Anspruch des Kunden auf valutengerechte Herstellung seines Kontostandes auf. 

Der Rettungsanker der Banken hierzu findet sich in § 675 v Abs. 3 BGB. Hier bedarf es einer Einzelfallprüfung unter Auswertung aller Gegebenheiten um feststellen zu können, ob dem Kunden der Vorwurf der groben Fahrlässigkeit, worauf sich Bank häufig (nicht nur) dann versuchen zu berufen, wenn der Kunde vom Täter angerufen und zur Preisgabe von Daten "veführt" wurde, z.B. mit dem Vorwand, es bedürfe eines Systemumstellung oder eines Sicherheitsupdates.

Der Nachweis der wirksamen Autorisierung (vgl. hierzu § 675 u S. 2, 675 w S. 1 BGB) muss nach herrschender Meinung die Bank erbringen. Schwierig wird es für Banken gerade dann, wenn der Authentifizierungsvorgang nicht lückenlos und unter Berücksichtigung/Aufzeichung von Stamm-/Log-In und Ausführungsdaten protokolliert wurde.

Im Rahmen der Haftungsverteilung und Beweisführung kann es auch eine Rolle spielen, ob eine physische Orginalkarte oder eine virtuelle Debitkarte zum Einsatz kam, gerade wenn es um die Frage geht, ob die Grundsätze des Anscheinsbeweises zum Einsatz kommen.

Fazit: Die Haftungsverteilung ist komplex, anwaltliche Begleitung Ihres Falls dringend anzuraten.

Wir vertreten geschädigte Bankkunden bundesweit in Schadensfällen.

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor

Gesamt:

Dr. Martin Heinzelmann
Rechtsanwalt • Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht
Remstalstraße 21
70374 Stuttgart

Telefon: 0711 91288762


Honorar/Leistung: (4.8)
Erreichbarkeit: (4.8)
Verständlichkeit: (4.9)
Freundlichkeit: (4.8)
Diesen Rechtsanwalt bewerten
Vereinbaren Sie hier eine Rechtsberatung zum Artikel-Thema:
Kontaktieren Sie hier Fachanwalt Dr. Martin Heinzelmann:
* Pflichtfeld
Ja, ich willige ein, dass meine im „Kontaktformular“ eingetragenen personenbezogenen Daten zum Zwecke der Angebotsvermittlung per Fax und E-Mail an den zu kontaktierenden Anwalt übermittelt und gespeichert werden. Diese jederzeit widerrufliche Einwilligung sowie die Verarbeitung und Datenübermittlung durch Dritte erfolgen gem. unserer Datenschutzerklärung.
Kontaktieren
Weitere Artikel des Autors
Bankrecht und Kapitalmarktrecht Kreditkartenbetrug - BWBank erstattet Schaden!

Erneuter Erfolg für unsere Kanzlei in einem Kreditkartenmissbrauchsfall! Die BW-Bank (Teil der LBBW) erstattet unserer Mandantin den gesamten Schaden in Höhe von rund € 5.200,00.-, welcher Ihr zunächst durch die nicht autoirisierten Verfügungen enstanden war. Betroffen war deren EC-Karte/SPECIAL Goldcard Set, Tatort Italien. Wir freuen uns für unsere Mandantin! Rechtsanwalt Dr. Martin Heinzelmann, LL.M., Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht- weiter lesen

Bankrecht und Kapitalmarktrecht Phishing Fall DKB Bank - DKB Bank unterliegt vor LG Berlin:

Erneuter Erfolg für unsere Kanzlei auf dem Gebiet des Bankrechts/des Missbrauchs von Zahlungsauthentifzierungsinstrumenten - hier einer Kreditkarte  (Lufthansa). Die DKB Bank - Deutsche Kreditbank AG lässt Versäumnisurteil (21 O 176/23, nicht rechtskräftig) gegen sich ergehen.  DKB Bank erstattet fast € 8.000,00.- an unseren Mandanten!  Täterseitig wurde die Lufthansa Senator Credit Card Business unseres Mandanten missbraucht und zwölf von diesem nicht autorisierte Buchungen ausgelöst. Die Haftungsverteilung bei einer missbräuchlichen - d.h. ohne Zustimmung des Zahlers - Verwendung eines ... weiter lesen

Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht Anspruch auf Untervermietung gilt auch für Nebenwohnung

Karlsruhe (jur). Mieterinnen und Mieter einer Nebenwohnung können aus Kostengründen vom Vermieter die Zustimmung zur Untervermietung verlangen. Voraussetzung hierfür ist ein „berechtigtes Interesse“ des Mieters, und dass dieser die Nebenwohnung teilweise selbst weiter nutzt, entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem am Dienstag, 21. November 2023, veröffentlichten Urteil (Az.: VIII ZR 88/22). Für das Recht auf Untervermietung sei es nicht erforderlich, dass die Wohnung nach der Untervermietung noch Lebensmittelpunkt des Mieters bleibt, stellten die Karlsruher Richter klar.  Nach den gesetzlichen Bestimmungen können Mieter vom Vermieter verlangen, dass ... weiter lesen

Steuerrecht Fiskus beteiligt sich nicht an Dauerverlusten bei Villen-Vermietung

München (jur). Verluste aus der Vermietung von Luxusimmobilien mindern weiterhin in der Regel nicht die Steuern. Daran hat sich durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2011 nichts geändert, entschied der Bundesfinanzhof (BFH) in München in einem am Donnerstag, 16. November 2023, veröffentlichten Urteil (Az.: IX R 17/21). Anderes gilt danach nur, wenn auf Dauer nachweislich Gewinne erzielt werden können und sollen.  Ein Ehepaar aus Baden-Württemberg hatte drei Villen gekauft und an die eigenen Kinder vermietet. Dabei deckten die Mietzahlungen allerdings bei weitem nicht die Kosten. Jährlich entstanden den Eltern Verluste zwischen 172.000 und 216.000 Euro. In seinen ... weiter lesen

Sozialrecht Anspruch auf operative Stimmerhöhung bei Transsexualität

Augsburg (jur). Eine Mann-zu-Frau transsexuelle Versicherte kann auf Krankenkassenkosten eine stimmerhöhende Operation zur Geschlechtsangleichung verlangen. Voraussetzung hierfür ist, dass sie bei einem äußerlich eindeutig weiblichen Erscheinungsbild eine männliche Stimme hat und nur der operative Eingriff den bestehenden psychischen Leidensdruck mindern kann, entschied das Sozialgericht Augsburg in einem am Donnerstag, 16. November 2023, veröffentlichten Urteil (Az.: S 12 KR 462/21).  Die Klägerin hatte sich 2018 wegen ihrer Mann-zu-Frau-Transsexualität einer geschlechtsangleichenden Operation in Form einer Genitalangleichung und eines operativen Brustaufbaus ... weiter lesen

Medizinrecht Zweifel bei Freistellung von Masernschutzimpfung eines Schülers

Düsseldorf (jur). Bei Zweifel an einem ärztlichen Zeugnis über eine Freistellung von einer Masernimpfung kann das Gesundheitsamt eine amtsärztliche Untersuchung anordnen. Mit Zwangsmitteln kann die ärztliche Untersuchung allerdings nicht durchgesetzt werden, entschied das Verwaltungsgericht Düsseldorf in einem am Freitag, 17. November 2023, bekanntgegebenen Beschluss (Az.: 29 L 2480/23).  Konkret ging es um einen siebenjährigen Schüler aus Wuppertal. Dieser wollte ohne vorgeschriebene Masernschutzimpfung die Schule besuchen. Hierfür legte er ein ärztliches Attest einer Ärztin aus der Oberpfalz vor. Diese hatte ihm auf einem Vordruck bescheinigt, dass der ... weiter lesen