Versicherungsrecht

Keine Versicherungsleistungen wegen vorgehaltener Klinikbetten

Zuletzt bearbeitet am: 15.06.2024

Frankfurt/Main (jur). Ein Krankenhaus kann für das angeordnete Vorhalten freier Klinikbetten während der Covid-19-Pandemie keine Leistungen aus einer Betriebsschließungsversicherung erhalten. Denn die von der hessischen Landesregierung angeordnete Einschränkung des Klinikbetriebs diente nicht der Eindämmung des Sars-Cov-2-Virus, sondern der Schaffung von Behandlungskapazitäten für eine zu erwartende große Zahl von Covid-19-Erkrankten, entschied das Landgericht Frankfurt am Main in einem am Mittwoch, 19. Juli 2023, bekanntgegebenen, noch nicht rechtskräftigen Urteil (Az.: 2-08 O 210/22). 

Damit kann das klagende Krankenhaus keine Leistungen aus der von ihm abgeschlossenen Betriebsschließungsversicherung verlangen. Die Versicherung sah Entschädigungsleistungen vor, wenn das Krankenhaus aufgrund einer behördlichen Anordnung seinen Betrieb „zur Verhinderung und Verbreitung“ meldepflichtiger Krankheiten ganz oder teilweise schließen muss. 

Als die Hessische Landesregierung im März 2020 anordnete, dass Krankenhäuser medizinische Eingriffe und Behandlungen aussetzen mussten, wenn dafür keine medizinische Notwendigkeit besteht, verlangte die klagende Klinik von der Versicherung eine Entschädigung in Höhe von 600.000 Euro. 1,7 Millionen Euro hatte sie bei ihrer Klageforderung bereits abgezogen, weil das Land Hessen hierfür eine staatliche Entschädigung gezahlt hatte. 

Doch die Versicherung muss wegen der teilweisen Betriebsschließung nicht haften, urteilte das Landgericht am 30. Juni 2023. Nach den Versicherungsbedingungen bestehe eine Leistungspflicht, wenn mit der behördlich angeordneten Klinikschließung die Verhinderung oder Verbreitung meldepflichtiger Krankheiten bezweckt wurde. Hier diente der eingeschränkte Klinikbetrieb jedoch dem Zweck, freie Behandlungskapazitäten zu schaffen, damit die erwartete große Anzahl von Covid-19-Erkrankten versorgt werden kann. 

Quelle: © www.juragentur.de - Rechtsnews für Ihre Anwaltshomepage

Symbolgrafik:© Marco2811 - stock.adobe.com

Autor: Rechtsanwalt Sebastian Einbock

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Versicherungsrecht Tierhalterhaftung bei Hundezusammenstößen

Das Landgericht Köln hat in einem aufsehenerregenden Fall (Az. 2 O 207/23 ) zur Tierhalterhaftung entschieden. Eine Hundebesitzerin klagte auf Schmerzensgeld, nachdem sie von einem fremden Hund verletzt wurde. Die Klage wurde jedoch vollständig abgewiesen. Das Gericht stellte klar, dass auch eine Eigenverschuldung der Geschädigten sowie eine mitwirkende Gefahr ihres eigenen Hundes vorliegt. Hundekollision: Wer haftet bei Unfällen mit freilaufenden Hunden? In dem vorliegenden Fall klagte eine Frau, die Halterin des Hundes „Atlas“, auf Schmerzensgeld von mindestens 5.000 € sowie auf Ersatz für den Haushaltsführungsschaden, nachdem sie von dem Hund „Flynn“ der ... weiter lesen

Versicherungsrecht Rechtsschutzversicherung - Wissenswertes zum Leistungs-/Schutzumfang und den Kosten

Überall da, wo Menschen direkt oder indirekt miteinander agieren, sind Streitigkeiten nie ausgeschlossen: Manchmal verflüchtigen sich die so schnell wie sie gekommen sind, falls aber nicht, ist eine Absicherung sinnvoll - vor allem wenn der Gang zum Anwalt letztlich doch nicht vermeidbar ist. Gegen die hohen Kosten, die sowohl beim Anwalt als auch speziell vor Gericht entstehen können, kann eine Rechtsschutzversicherung schützen. Was leistet eine Rechtsschutzversicherung? Zunächst einmal gibt es im Regelfall gar nicht "die Rechtsschutzversicherung", denn die ist das Ergebnis aus der Kombination mehrerer Policen, die sich jeweils unterschiedlichen Bereichen und ... weiter lesen

Versicherungsrecht Rechtsschutzversicherung - ist das etwas für mich?

Rechtsschutzversicherungen bieten Schutz vor den finanziellen Folgen rechtlicher Auseinandersetzungen in verschiedenen Lebensbereichen. Dazu zählen private Angelegenheiten, berufliche Konflikte, Streitigkeiten im Straßenverkehr und rechtliche Probleme im Zusammenhang mit Immobilien. Angesichts der Komplexität rechtlicher Prozesse und der damit verbundenen Kosten kann eine Rechtsschutzversicherung eine sinnvolle Absicherung darstellen. Arten der Rechtsschutzversicherung Eine Rechtsschutzversicherung deckt meistens nur bestimmte Rechtsgebiete und vor allem die privaten Lebensbereiche ab, darunter fallen vor allem diese: Privatrechtsschutz Der Privatrechtsschutz ... weiter lesen

Versicherungsrecht Private Unfallversicherung braucht immer Attest über Dauerfolgen

Braunschweig (jur). Um Leistungen einer privaten Unfallversicherung zu erhalten, müssen Versicherte in jedem Fall rechtzeitig eine ärztliche Bescheinigung über die Dauerfolgen des Unfalls einreichen. Auch wenn die Versicherung Zahlungen aus ganz anderen Gründen abgelehnt hat, führt ein Fristversäumnis zum Leistungsausschluss, wie das Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig in einem am Mittwoch, 27. Dezember 2023, bekanntgegebenen Beschluss entschied (Az.: 11 U 646/20). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat dies inzwischen bestätigt.  Die Klägerin war nachts mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich ernsthaft verletzt. Ihren ... weiter lesen

Ihre Spezialisten