Dass Volljährige, die adoptiert werden, ihren bisherigen Nachnamen grundsätzlich nicht unverändert fortführen können, ist verfassungskonform. Das hat das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) mit Beschluss vom 24. Oktober 2024 (AZ: 1 BvL 10/20) entschieden und damit eine anderslautende Einschätzung des Bundesgerichtshofs (BGH) korrigiert. Die Entscheidung zur Namensänderung bei Erwachsenenadoption – die nicht einstimmig ausgefallen ist - beruht auf der Abwägung zwischen dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht und den Regelungen des Namensrechts.
Reform des Namensrechts ab Mai 2025
Die bevorstehende Reform des Namensrechts bringt bedeutende Änderungen mit sich. Ab dem 1. Mai 2025 entfällt der bisherige Zwang zur Namensänderung bei Erwachsenenadoptionen. Adoptierte Volljährige haben dann die Möglichkeit, ihren bisherigen Nachnamen beizubehalten. Diese Änderung berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und die persönliche Identität der adoptierten Personen stärker und ermöglicht eine flexiblere Gestaltung der Namensführung innerhalb der neuen Familienkonstellation (Quelle: FAQ_Namensrecht.pdf).
BVerfG zur Namensänderung bei Erwachsenenadoption: Hintergrund der Entscheidung
Die Erwachsenenadoption ist insbesondere im Erbrecht und im sozialen Kontext von Bedeutung. Sie dient oft dazu, gewachsene familiäre Bindungen rechtlich zu manifestieren. Dabei entstehen jedoch Namenskonflikte, da das geltende Recht die Fortführung des bisherigen Familiennamens nicht uneingeschränkt erlaubt. Der BGH hatte diese Praxis als verfassungswidrig eingestuft und argumentiert, dass die Identität der adoptierten Person geschädigt werde.
Das BVerfG sieht das anders: Der Gesetzgeber habe einen weiten Gestaltungsspielraum im Namensrecht. Die gesetzlichen Regelungen sehen vor, dass die adoptierte volljährige Person den Familiennamen der annehmenden Person als Geburtsnamen erhält.
Der Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht sei gerechtfertigt, da Namensregelungen auch öffentlichen Interessen dienen, insbesondere der Klarheit im Personenstandsrecht. Zudem solle verhindert werden, dass das Namensrecht durch eine Adoption gezielt umgangen wird, um ungewollte Namen abzulegen oder Prestige-Namen zu erhalten. Die einheitliche Namensführung helfe dabei, rechtliche Sicherheit und Transparenz in offiziellen Dokumenten zu gewährleisten.
Kernargumente des BVerfG
- Wahrung der Rechtsklarheit: Einheitliche Namensregelungen erleichtern die Identifikation und Einordnung von Familienverhältnissen und vermeiden Missbrauchsmöglichkeiten.
- Interessenabwägung: Das Interesse des Gesetzgebers an einer klaren Namensregelung wiegt schwerer als die individuelle Freiheit, den bisherigen Namen beizubehalten.
- Kein unverhältnismäßiger Eingriff: Die Möglichkeit einer Doppelnamensführung oder eines Namenswechsels besteht weiterhin und bietet eine zumutbare Lösung. Allerdings muss für die Beibehaltung des bisherigen Namens ein gerichtlicher Antrag gestellt und „schwerwiegende Gründe“ geltend gemacht werden.
- Abweichende Meinung innerhalb des Gerichts: Einige Richter sahen dennoch eine unverhältnismäßige Einschränkung des Persönlichkeitsrechts, insbesondere wenn enge Bindungen zur Herkunftsfamilie bestehen.
- Verhinderung von Missbrauch: Die Möglichkeit, durch Adoption gezielt Namenswechsel zu betreiben, könnte ohne klare Regelungen zum Problem werden.
Auswirkungen der Entscheidung
Die Entscheidung des BVerfG wird nicht nur für zukünftige Erwachsenenadoptionen von Bedeutung sein, sondern auch für laufende Verfahren, in denen bereits die Frage des Namenswechsels gestellt wurde. Anwälte und Betroffene müssen sich darauf einstellen, dass das Namensrecht restriktiv gehandhabt und nur in Ausnahmefällen eine andere Lösung zulässig sein wird.
Die Entscheidung könnte zudem zu einer Diskussion führen, ob das bestehende Namensrecht reformiert werden sollte, um flexiblere Möglichkeiten für Adoptierte zu schaffen, ihren bisherigen Namen beizubehalten. Kritiker weisen darauf hin, dass die Identität der betroffenen Personen stärker gewichtet werden sollte und der Zwang zur Namensänderung nicht für alle adoptierten Erwachsenen sinnvoll sei.
Tipp für die Praxis
Betroffene sollten sich frühzeitig über die Namensfolgen einer Erwachsenenadoption informieren. Eine Doppelnamensführung oder alternative Namenslösungen sind möglich, erfordern jedoch „schwerwiegende Gründe“ und eine gerichtliche Prüfung. Eine rechtliche Beratung kann helfen, die Konsequenzen besser abzuschätzen und Nachteile zu vermeiden.
Zusammenfassung
Die Entscheidung des BVerfG stellt klar, dass der Gesetzgeber im Bereich des Namensrechts weitreichende Befugnisse hat. Betroffene sollten sich daher gut über die Folgen einer Erwachsenenadoption informieren und gegebenenfalls juristischen Rat einholen, um eine optimale Lösung für ihre persönliche Situation zu finden. Langfristig könnte sich die Rechtsprechung jedoch weiterentwickeln, wenn gesellschaftliche Entwicklungen eine flexiblere Handhabung des Namensrechts nahelegen.
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