Versicherungsrecht

Private Unfallversicherung braucht immer Attest über Dauerfolgen

23.01.2024
 (1)
Zuletzt bearbeitet am: 12.09.2024

Braunschweig (jur). Um Leistungen einer privaten Unfallversicherung zu erhalten, müssen Versicherte in jedem Fall rechtzeitig eine ärztliche Bescheinigung über die Dauerfolgen des Unfalls einreichen. Auch wenn die Versicherung Zahlungen aus ganz anderen Gründen abgelehnt hat, führt ein Fristversäumnis zum Leistungsausschluss, wie das Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig in einem am Mittwoch, 27. Dezember 2023, bekanntgegebenen Beschluss entschied (Az.: 11 U 646/20). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat dies inzwischen bestätigt. 

Die Klägerin war nachts mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich ernsthaft verletzt. Ihren Antrag auf Leistungen wegen Invalidität lehnte ihre private Unfallversicherung ab. Ursache des Unfalls sei der Alkoholkonsum gewesen; dies schließe die Leistungspflicht aus. 

Wie schon vor dem Landgericht Göttingen blieb die Klage auch vor dem OLG Braunschweig ohne Erfolg. Grund war in beiden Instanzen allerdings nicht der Alkohol. Die Frau habe es schlicht versäumt, innerhalb der vertraglichen Frist von 24 Monaten ein Attest einzureichen, mit dem ein Arzt ihr unfallbedingte Dauerschäden bescheinigt. 

Hierzu betonte das OLG, dass sich die Versicherung darauf auch dann berufen kann, wenn sie ihre Einstandspflicht zunächst wegen einer alkoholbedingten Bewusstseinsstörung der Frau abgelehnt habe. Dies verstoße nicht gegen den Grundsatz von Treu und Glauben. Die Versicherung habe nicht erklärt, dass der Alkohol der einzige Grund für die Leistungsablehnung gewesen sei. 

Ein schützenswertes Vertrauen sei daher nicht entstanden, so das OLG Braunschweig in seinem erst jetzt bekanntgegebene Beschluss vom 4. November 2022. Mit einem nicht veröffentlichten Beschluss hat der BGH in Karlsruhe am 13. September 2023 die Nichtzulassungsbeschwerde hiergegen abgewiesen (Az.: IV ZR 434/22). 

Quelle: © www.juragentur.de - Rechtsnews für Ihre Anwaltshomepage

Symbolgrafik:© Martina Taylor - stock.adobe.com

Autor: Rechtsanwalt Sebastian Einbock

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Versicherungsrecht Tierhalterhaftung bei Hundezusammenstößen

Das Landgericht Köln hat in einem aufsehenerregenden Fall (Az. 2 O 207/23 ) zur Tierhalterhaftung entschieden. Eine Hundebesitzerin klagte auf Schmerzensgeld, nachdem sie von einem fremden Hund verletzt wurde. Die Klage wurde jedoch vollständig abgewiesen. Das Gericht stellte klar, dass auch eine Eigenverschuldung der Geschädigten sowie eine mitwirkende Gefahr ihres eigenen Hundes vorliegt. Hundekollision: Wer haftet bei Unfällen mit freilaufenden Hunden? In dem vorliegenden Fall klagte eine Frau, die Halterin des Hundes „Atlas“, auf Schmerzensgeld von mindestens 5.000 € sowie auf Ersatz für den Haushaltsführungsschaden, nachdem sie von dem Hund „Flynn“ der ... weiter lesen

Versicherungsrecht Rechtsschutzversicherung - Wissenswertes zum Leistungs-/Schutzumfang und den Kosten

Überall da, wo Menschen direkt oder indirekt miteinander agieren, sind Streitigkeiten nie ausgeschlossen: Manchmal verflüchtigen sich die so schnell wie sie gekommen sind, falls aber nicht, ist eine Absicherung sinnvoll - vor allem wenn der Gang zum Anwalt letztlich doch nicht vermeidbar ist. Gegen die hohen Kosten, die sowohl beim Anwalt als auch speziell vor Gericht entstehen können, kann eine Rechtsschutzversicherung schützen. Was leistet eine Rechtsschutzversicherung? Zunächst einmal gibt es im Regelfall gar nicht "die Rechtsschutzversicherung", denn die ist das Ergebnis aus der Kombination mehrerer Policen, die sich jeweils unterschiedlichen Bereichen und ... weiter lesen

Versicherungsrecht Rechtsschutzversicherung - ist das etwas für mich?

Rechtsschutzversicherungen bieten Schutz vor den finanziellen Folgen rechtlicher Auseinandersetzungen in verschiedenen Lebensbereichen. Dazu zählen private Angelegenheiten, berufliche Konflikte, Streitigkeiten im Straßenverkehr und rechtliche Probleme im Zusammenhang mit Immobilien. Angesichts der Komplexität rechtlicher Prozesse und der damit verbundenen Kosten kann eine Rechtsschutzversicherung eine sinnvolle Absicherung darstellen. Arten der Rechtsschutzversicherung Eine Rechtsschutzversicherung deckt meistens nur bestimmte Rechtsgebiete und vor allem die privaten Lebensbereiche ab, darunter fallen vor allem diese: Privatrechtsschutz Der Privatrechtsschutz ... weiter lesen

Versicherungsrecht Private Unfallversicherung braucht immer Attest über Dauerfolgen

Braunschweig (jur). Um Leistungen einer privaten Unfallversicherung zu erhalten, müssen Versicherte in jedem Fall rechtzeitig eine ärztliche Bescheinigung über die Dauerfolgen des Unfalls einreichen. Auch wenn die Versicherung Zahlungen aus ganz anderen Gründen abgelehnt hat, führt ein Fristversäumnis zum Leistungsausschluss, wie das Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig in einem am Mittwoch, 27. Dezember 2023, bekanntgegebenen Beschluss entschied (Az.: 11 U 646/20). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat dies inzwischen bestätigt.  Die Klägerin war nachts mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich ernsthaft verletzt. Ihren ... weiter lesen

Ihre Spezialisten