Verkehrsrecht

Raserparagraf ist ausreichend klar bestimmt und verfassungsgemäß

02.03.2022
 (1)
Zuletzt bearbeitet am: 24.01.2024

Karlsruhe. Auch für sogenannte Einzelrennen müssen Autofahrer weiterhin mit bis zu zwei Jahren Haft rechnen. Mit Beschluss vom Dienstag, 1. März 2022, hat das Bundesverfassungsgericht Karlsruhe entschieden, dass die im Strafgesetzbuch 2017 eingeführte Definition des „Raserparagrafens“ ausreichend und verfassungsgemäß ist (Az.: 2 BvL 1/20).

Als Reaktion auf illegale Straßenrennen mit Todesopfern hat der Gesetzgeber mit einer Verschärfung des Gesetzes reagiert. Straßenrennen und andere Raserei-Taten werden nun eindeutig nach § 315d StGB geahndet. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Kfz-Fahrer, die „mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos“ fahren, um „die höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe zu bestrafen sind.

Im aktuellen Rechtsstreit geht es um einen angeklagten Fahrer, der keinen Führerschein hat, unter Drogeneinfluss steht, aus Angst vor einer Polizeikontrolle weggerast und vor der Polizei fliehen wollte. Innerorts fuhr er teilweise mit 100 km/h. Die Verfolgung endete mit einem Unfall des Angeklagten.

Das AG Villingen-Schwenningen im Schwarzwald konnte den Angeklagten des rechtswidrigen Vorwurfs des „Einzelrennens“ jedoch nicht verurteilen. Was der Gesetzgeber unter „höchstmöglicher Geschwindigkeit“ verstehe, sei rechtlich völlig unklar. Die Vorschrift sei daher verfassungswidrig. Das Gericht legte den Fall dem Bundesverfassungsgericht zur Überprüfung vor.

Mit Beschluss vom 9. Februar 2022 hat das Verfassungsgericht entschieden, dass die Formulierung des „Raserparagrafs“ hinreichend klar sei, um verfassungsgemäß zu sein. Die Bedeutung von „höchstmöglicher Geschwindigkeit“ kann jeweils vom Gericht ausgelegt werden. Maßstab gemäß  der Gesetzesbegründung seien unter anderen die Straßen, Sicht- und Wetterverhältnisse sowie zurückgelegte Entfernungen. Täter-Motive allein, wie hier der Polizei zu entkommen, haben keinen Einfluss auf die Anwendung des Abschnitts zur Raserei.

Die strafrechtliche Bestimmung greift hier zwar in die allgemeine Handlungsfreiheit des Angeklagen ein. Allerdings muss diese laut Bundesverfassungsgericht wegen den Belangen des Gemeinschaftsschutzes (Verletzung des Straßenverkehrsrechts und der Missachtung der Rücksichtsnahmepflichten) in den Hintergrund treten.

Symbolgrafik:© Lukas Gojda - stock.adobe.com

Diesen Artikel bewerten
Ãœber den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Verkehrsrecht Bußgeld aus dem Ausland: Böse Überraschung nach dem Urlaub

Die Urlaubserinnerungen sind meist von schönen Momenten geprägt. Einmal im Straßenverkehr aber nicht aufgepasst, kann ein Bußgeldbescheid aus dem Ausland die sonnigen Rückblicke schnell trüben. Ob ein Fehler beim Parken oder das Ãœbersehen der lokalen Verkehrsregeln. Die Folgen können oft teuer sein.  Gesetze im Straßenverkehr kennen: So schützen Sie sich vor Bußgeldern Jedes Land hat seine eigenen Verkehrsregeln. Viele davon sind auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich. Für Urlauber ist es daher wichtig, sich vorab über die Gegebenheiten im Reiseziel zu informieren. Bereits in den Nachbarländern kommt es nämlich zu wichtigen Änderungen im ... weiter lesen

Verkehrsrecht OLG Frankfurt urteilt: 52.500€ Schmerzensgeld für von Betrunkenem verletzte Fußgängerin

In einem aktuellen Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (OLG) mit dem Aktenzeichen 26 U 11/23 wurde einer Fußgängerin, die bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, ein Schmerzensgeld von 52.500 Euro zugesprochen. Dieses Urteil berücksichtigt eine Teilschuld der Verletzten von 25%. Fußgängerin nach Unfall mit Betrunkenem schwer verletzt: Klage erfolgreich Eine Fußgängerin forderte von einem alkoholisierten Autofahrer nach einem Verkehrsunfall Schmerzensgeld und Schadensersatz. Der Fahrer, der mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,96 Promille unterwegs war, erfasste die Frau in einer Kleinstadt in Mittelhessen, als sie gemeinsam mit vier ... weiter lesen

Verkehrsrecht Streit um Schadensersatz nach Tankstellen-Unfall

Das Amtsgericht München entschied in einem Fall um Schadensersatzansprüche nach einem Verkehrsunfall auf einem Tankstellengelände im Münchener Westen. Unter dem Aktenzeichen 336 C 6248/22 musste geklärt werden, welches Fahrzeug aufgefahren war, ein Sachverhalt, über den zwischen den Parteien Uneinigkeit herrschte. Streit um Schadensersatz nach Kollision auf Münchener Tankstellengelände Beim Verlassen einer Tankstelle im Münchener Westen bremste der Fahrer des Fahrzeugs der Klägerseite, um dem vorfahrtsberechtigten Verkehr den Vorrang zu gewähren. In diesem Moment kam es zur Kollision der beteiligten Fahrzeuge. Während die Klägerseite argumentierte, ... weiter lesen

Verkehrsrecht Rechtliche Beratung: Schlüsselaspekte für Ihre Rechtsfragen

Die Welt des Rechts kann komplex und verwirrend sein. Egal ob Sie Unternehmer, Privatperson oder einfach jemand sind, der sich in einem rechtlichen Dilemma befindet, die Bedeutung einer professionellen Rechtsberatung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dieser Artikel wird einen umfassenden Blick darauf werfen, wie rechtliche Beratung funktioniert, welche Schlüsselaspekte Sie beachten sollten, und wie Sie den richtigen Rechtsanwalt für Ihre individuellen Bedürfnisse finden. Grundlagen der Rechtsberatung Rechtsberatung ist mehr als nur die Lösung von Konflikten; es ist ein wesentlicher Bestandteil der Vorsorge und des Schutzes Ihrer Rechte. Ganz gleich, ob es um die ... weiter lesen

Ihre Spezialisten