Versicherungsrecht

Verpflichtende vs. freiwillige Versicherung - Welche deckt was ab?

28.03.2023
 (2)
Zuletzt bearbeitet am: 03.02.2024

Versicherungen spielen in unserem Leben oftmals eine essentielle Rolle. Einige Versicherungen sind gesetzlich verpflichtend, andere hingegen sind freiwillig. Bei den freiwilligen Versicherungen gibt es eine Reihe an Versicherungsunternehmen, die entsprechende Policen anbieten. Die Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU sowie z.B. die private Haftpflichtversicherung werden besonders gerne abgeschlossen.

Beispiele für gesetzlich verpflichtende Versicherungen

Einige Versicherung muss man laut Gesetz haben:

Krankenversicherung

Die Krankenversicherung ist eine der Versicherung, die in Deutschland verpflichtend ist. Es besteht die Wahl zwischen einer privaten und einer gesetzlichen Krankenversicherung. Der Großteil der Bevölkerung ist in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Die Beiträge werden direkt durch den Arbeitgeber vom Lohn aus an die Krankenversicherung gezahlt. Ergänzt werden kann die gesetzliche Krankenversicherung zum Beispiel durch freiwillige Zusatzversicherungen.

Rentenversicherung

Die gesetzliche Rentenversicherung ist ebenfalls eine verpflichtende Versicherung. Wer in Deutschland offiziell einer beruflichen Tätigkeit nachgeht, wird durch den Arbeitgeber automatisch zur gesetzlichen Rentenversicherung angemeldet und muss entsprechende Beiträge leisten. Das System der gesetzlichen Rente sorgt dafür, dass in Deutschland bei Erreichen des Rentenalters das Ausscheiden aus dem Arbeitsleben möglich ist und man entsprechend von der Rente leben kann.

Kfz-Versicherung

Neben den bereits genannten Versicherungen gibt es noch weitere gesetzliche Versicherungen, die je nach Situation erforderlich sind. Wer ein Fahrzeug besitzt, benötigt eine so genannte KFZ-Haftpflichtversicherung. Diese Versicherung ist notwendig, damit Schäden gezahlt werden, die an gegnerischen Fahrzeugen oder z.B. an Straßen verursacht worden sind. In Deutschland ist die gesetzliche KFZ-Haftpflichtversicherung verpflichtend, in anderen Ländern ist sie es zum Teil nicht.

Tierhalterhaftplicht/ Jagdhaftpflicht

Wer Tiere besitzt, muss gegebenenfalls eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abschließen. Das ist jedoch von der Art des Tieres abhängig und trifft zum Beispiel auf Hunde zu. Gleiches gilt für Jägerinnen und Jäger, bei denen es Voraussetzung ist, dass sie eine Jagdhaftpflichtversicherung abgeschlossen haben, wenn sie der Jagd nachgehen möchten.

Freiwillige Versicherungen im Überblick

Es gibt eine Reihe von Versicherungen, die man freiwillig abschließen kann:

Rechtsschutzversicherung

Die Rechtsschutzversicherung gilt in Europa als eine der gefragtesten Versicherungen für juristische Themen. Rechtsschutzversicherungen können aus verschiedenen Bausteinen bestehen. Der Rechtsschutz für das z.B.

  • Nachbarschaftsrecht, für das
  • Verkehrsrecht sowie als auch für die Rechtsschutzversicherung
  • für berufliche Themen

sind ein absoluter Standard, wenn eine solche Versicherung abgeschlossen wird.

Die jährlichen Kosten für den juristischen Beistand belaufen sich oftmals auf etwa 200 bis 400 Euro. Abhängig sind die Kosten von der Höhe der Selbstbeteiligung. Diese wird bei vielen Policen auf z.B. 150 bis 300 Euro definiert. Ein großer Vorteil der Rechtsschutzversicherung besteht darin, dass zum Beispiel kostenfreie Anwaltshotlines genutzt werden können. Wer einen Sachverhalt juristisch abklären möchte, hat die Option im Vorfeld kostenlos mit einem Anwalt zu sprechen, der über die Hotline der Versicherung erreicht werden kann.

Juristische Beratungen sind im Rahmen der Rechtsschutzversicherung definitiv ein Vorteil, der häufig wahrgenommen wird und der ein gewisses Maß an Sicherheit bietet. Durch die juristische Telefonberatung ist es möglich zu erkennen, ob ein Prozess sinnvoll ist und wie vorzugehen ist. Ebenfalls können die Anwälte am Telefon helfen, Beweise und Dokumentationen fachgerecht vorzubereiten.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Zu den freiwilligen Versicherungen, die über einen hohen Mehrwert verfügen zählt unter anderem die Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU. Diese Versicherung soll im Falle einer eintretenden Berufsunfähigkeit dafür sorgen, dass entgehende Bezüge geleistet werden. Im Alltag kann dies relevant werden, wenn zum Beispiel durch das monatliche Gehalt nicht nur der Lebensunterhalt bestritten werden muss, sondern wenn Immobilienkredite oder andere Finanzierungen bedient werden wollen.

Wer in jungen Jahren eine entsprechende Versicherung abschließt, kann davon ausgehen, dass die monatlichen Beiträge über die gesamte Lebenszeit gerechnet niedrig sind. Je höher das Eintrittsalter ist, desto höher fallen auch die monatlichen Beiträge aus. Wer wissen möchte, was eine Berufsunfähigkeitsversicherung wirklich kostet, sollte mit einem Beitragsrechner arbeiten. In der Praxis sind die Kosten vor allem davon abhängig, wie hoch die monatliche Rente ausfallen soll, wenn es zum Versicherungsfall kommt. Darüber hinaus ist es relevant, in welcher Berufsgruppe jemand tätig ist. Die Beiträge, die für einen Dachdecker monatlich zu entrichten sind, fallen in der Regel deutlich höher aus, als es bei den Beiträgen für einen Erzieher der Fall ist. 

Häufig zeigt sich,dass neben der Rechtsschutzversicherung und der Berufsunfähigkeitsversicherung auch andere freiwillige Versicherungen einen hohen Mehrwert bieten können. Dazu zählen beispielsweise die private Haftpflichtversicherung, die Hausratversicherung und die Unfallversicherung.

Private Haftpflichtversicherung

Die private Haftpflichtversicherung zählt zu den Versicherungen, die in jedem Fall empfohlen werden und die gemessen am vergleichsweisen niedrigen Jahresbeitrag ein umfangreiches Leistungsspektrum bieten.

Die Versicherungssummen, die bei einer privaten Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden, liegen nicht gerade selten im Bereich von 7,5 bis 10 Millionen Euro. Die Versicherung wird relevant, wenn durch einen Schaden, der von einem selbst verursacht worden ist, hohe Reparaturkosten entstehen. Oftmals sind es Schäden, die in der Freizeit entstehen, die dann durch die Haftpflichtversicherung getragen werden.

Ein typisches Beispiel ist ein Fall, in dem durch z.B. eine ungeschickte Handlung etwas im Haushalt von Freunden beschädigt oder zerstört wird. Ein teurer Spiegel, ein Auto oder z.B. ein Kabel. In diesem Fall kann der entstandene Schaden durch die Haftpflichtversicherung getragen werden. Die Beiträge für eine private Haftpflichtversicherung liegen in der Regel bei etwa 50 bis 100 Euro im Jahr. Damit ist diese Versicherung im Vergleich zu anderen relativ preiswert.

Zu beachten ist vor dem Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung die so genannte Selbstbeteiligung. Je höher diese gewählt wird, desto geringer sind die jährlichen Beiträge. Oftmals wird eine Selbstbeteiligung von z.B. 150 oder 300 Euro gewählt. Das stellt sicher, dass die jährlichen Beiträge für die Versicherung nicht zu hoch sind und gleichzeitig wird ein adäquater Schutz geboten. Wer die Versicherung ohnehin nur für hohe Schadenssummen nutzen möchte, ist mit einer Selbstbeteiligung in Höhe von 150 oder 300 Euro gut aufgestellt.

Sollte ein Schaden von z.B. 1.000 Euro entstanden sein heißt dies, dass die Versicherung bei einer Selbstbeteiligung von 300 Euro eine Summe von 700 Euro erstattet und 300 Euro von der Summe selbst gezahlt werden müssen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Schäden bis zu einer Summe in Höhe von 300 Euro nicht gemeldet werden müssen, da sie ohnehin selbst zu tragen sind. Ohnehin kann der Versicherungsnehmer bei einem Schaden immer selbst entscheiden, ob er die Versicherung nutzen möchte und den Schaden meldet, oder ob er diesen selbst bezahlen möchte.

Bei den privaten Haftpflichtversicherungen gibt es Schadenfreiheitsrabatte. Das heißt, dass bei vielen Jahren ohne einen gemeldeten Schaden ein Rabatt auf die Beiträge gewährleistet wird. Sofern dann ein Schaden eintritt, gibt es eine Rückstufung in der Rabattstaffel. Beim Wechsel von einer privaten Haftpflichtversicherung zu einem anderen Versicherer ist es möglich, die Schadenfreiheitsrabatte bei der Berechnung der Beiträge zu berücksichtigen.

Hausratversicherung

Die Hausratversicherung schützt das persönliche Eigentum im eigenen Zuhause vor Schäden durch

  • Feuer,
  • Einbruchdiebstahl,
  • Leitungswasser und Sturm.

Sie ersetzt im Schadensfall den finanziellen Wert der beschädigten oder gestohlenen Gegenstände und hilft so, den Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Unfallversicherung

Die Unfallversicherung bietet finanziellen Schutz im Falle eines Unfalls, der zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit führt. Sie zahlt in der Regel eine einmalige Kapitalleistung oder eine monatliche Rente, abhängig vom Grad der Invalidität. Die Unfallversicherung kann dazu beitragen, die finanziellen Folgen eines Unfalls abzufedern und die Lebensqualität zu erhalten.

FAQ zum Thema Versicherungen

  1. Welche Versicherungen sind gesetzlich verpflichtend? Antwort: Kranken-, Renten- und KFZ-Haftpflichtversicherungen sind gesetzlich verpflichtend. Für bestimmte Tierhalter und Jäger gelten zusätzliche Pflichtversicherungen.
  2. Wofür ist eine Rechtsschutzversicherung gut? Antwort: Die Rechtsschutzversicherung bietet Schutz bei juristischen Themen und ermöglicht kostenfreie Anwaltshotlines sowie finanzielle Unterstützung in Rechtsstreitigkeiten.
  3. Warum ist die Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig? Antwort: Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet finanzielle Sicherheit bei eintretender Berufsunfähigkeit und hilft, Lebensunterhalt und Finanzierungen zu sichern.
  4. Welche Vorteile bietet eine private Haftpflichtversicherung? Antwort: Die private Haftpflichtversicherung deckt Schäden, die man selbst verursacht hat, und schützt vor hohen Reparaturkosten bei Unfällen oder Schäden an fremdem Eigentum.

Bild: (c) CrazyCloud/AdobeStock

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Versicherungsrecht Private Unfallversicherung braucht immer Attest über Dauerfolgen

Braunschweig (jur). Um Leistungen einer privaten Unfallversicherung zu erhalten, müssen Versicherte in jedem Fall rechtzeitig eine ärztliche Bescheinigung über die Dauerfolgen des Unfalls einreichen. Auch wenn die Versicherung Zahlungen aus ganz anderen Gründen abgelehnt hat, führt ein Fristversäumnis zum Leistungsausschluss, wie das Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig in einem am Mittwoch, 27. Dezember 2023, bekanntgegebenen Beschluss entschied (Az.: 11 U 646/20). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat dies inzwischen bestätigt.  Die Klägerin war nachts mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich ernsthaft verletzt. Ihren ... weiter lesen

Versicherungsrecht Private Unfallversicherung braucht immer Attest über Dauerfolgen

Braunschweig (jur). Um Leistungen einer privaten Unfallversicherung zu erhalten, müssen Versicherte in jedem Fall rechtzeitig eine ärztliche Bescheinigung über die Dauerfolgen des Unfalls einreichen. Auch wenn die Versicherung Zahlungen aus ganz anderen Gründen abgelehnt hat, führt ein Fristversäumnis zum Leistungsausschluss, wie das Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig in einem am Mittwoch, 27. Dezember 2023, bekanntgegebenen Beschluss entschied (Az.: 11 U 646/20). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat dies inzwischen bestätigt.  Die Klägerin war nachts mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille eine Treppe hinuntergestürzt und hatte sich ernsthaft verletzt. Ihren ... weiter lesen

Versicherungsrecht Aktentasche sichtbar im Auto ist fahrlässig

Karlsruhe (jur). Wer eine Aktentasche mit Wohnungsschlüssel sichtbar in seinem Auto liegenlässt, handelt fahrlässig. Für einen Einbruch mit diesem Schlüssel muss daher auch eine Haftpflichtversicherung mit „erweiterter Schlüsselklausel“ nicht aufkommen, entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe in einem am Mittwoch, 26. Juli 2023, veröffentlichten Urteil (Az.: IV ZR 118/22). Der bei dieser Klausel übliche Haftungsausschluss bei Fahrlässigkeit ist danach transparent und wirksam.  Der Kläger behauptet, ihm sei aus seinem Dienstwagen eine Aktentasche entwendet worden, in der sich unter anderem Rechnungen mit seiner Wohnanschrift und ein Schlüsselbund ... weiter lesen

Versicherungsrecht Keine Versicherungsleistungen wegen vorgehaltener Klinikbetten

Frankfurt/Main (jur). Ein Krankenhaus kann für das angeordnete Vorhalten freier Klinikbetten während der Covid-19-Pandemie keine Leistungen aus einer Betriebsschließungsversicherung erhalten. Denn die von der hessischen Landesregierung angeordnete Einschränkung des Klinikbetriebs diente nicht der Eindämmung des Sars-Cov-2-Virus, sondern der Schaffung von Behandlungskapazitäten für eine zu erwartende große Zahl von Covid-19-Erkrankten, entschied das Landgericht Frankfurt am Main in einem am Mittwoch, 19. Juli 2023, bekanntgegebenen, noch nicht rechtskräftigen Urteil (Az.: 2-08 O 210/22).   Damit kann das klagende Krankenhaus keine Leistungen aus der von ihm ... weiter lesen

Ihre Spezialisten