Familienrecht

Rechtlicher Beistand im Scheidungsprozess – das kommt auf Betroffene zu

17.03.2023
 (3)
Zuletzt bearbeitet am: 19.01.2024

Die Ehescheidung ist ein emotionaler und oft auch komplexer Prozess, der für beide Parteien Herausforderungen mit sich bringt. Nicht in allen Fällen ist sich das Paar sofort einig, Rechtsstreitigkeiten sind regelmäßig an der Tagesordnung. Bis das endgültige Scheidungsurteil ausgesprochen wird, vergeht eine gewisse Zeit. Hilfe in dieser schwierigen Situationen erhalten Betroffene von einem Rechtsanwalt, meist mit der Fachrichtung für Familienrecht.

Vom Antrag bis zur Scheidung – die Ehe muss zerrüttet sein

Um eine Ehe rechtskräftig zu scheiden, muss diese offiziell als zerrüttet gelten. Erst dann ist es möglich, einen offiziellen Scheidungsantrag bei Gericht zu stellen. War es früher noch nötig, einen Anwalt aufzusuchen, funktioniert die Antragsstellung heute intuitiver. Prinzipiell ist aber immer noch ein Anwalt erforderlich, um ein Scheidungsgesuch bei Gericht einzureichen. Mittlerweile kann man einen Scheidungsantrag ohne Besuch beim Anwalt auch schon online wie auf www.scheidung-online.de finden und in nur 2 Minuten ausfüllen. 

Abweichend zu früheren Jahren muss heute auch die Schuldfrage nicht mehr geklärt werden. Es reicht aus, wenn die Eheleute mehr als ein Jahr getrennt voneinander leben. Auch wenn ein Partner nicht in die Scheidung einwilligen möchte, kann die Ehe offiziell gelöst werden. Es gilt als unzumutbar, bei fehlender Bindung weiterhin mit dem Ehepartner Tisch und Bett zu teilen. 

Trennungsjahr bei der Scheidung – nur in wenigen Fällen verkürzbar 

Das Trennungsjahr ist in Deutschland Grundvoraussetzung für die Durchführung der Ehescheidung. Es reicht nicht aus, die emotionale Trennung zu bekunden. Das verheiratete Ehepaar muss sich räumlich trennen und darf weder wirtschaftlich noch häuslich gemeinsam agieren. 

Sobald das Trennungsjahr erfolgreich vollzogen wurde, kann der Scheidungsantrag eingereicht werden. Diese Zeit dient dazu, die ehelichen Verhältnisse noch einmal zu überprüfen und festzulegen, ob es keine Chance auf Versöhnung mehr gibt. 

Besonderheit: Im Rahmen einer Härtefallscheidung kann auf das Trennungsjahr verzichtet werden. Ein entsprechender Antrag muss gestellt werden. Der Antragsteller muss hierbei nachweisen, dass die Fortführung der Ehe für ihn eine unzumutbare Härte darstellen würde. Regelmäßig wird diesem Antrag bei Gewalt in der Ehe oder Alkoholismus eines Partners stattgegeben. In diesem Fall ist die Hinzuziehung eines Anwalts so früh wie möglich hilfreich. Er kann beispielsweise unterstützen, eine einstweilige Verfügung zu beantragen, um den gewalttätigen Partner auf Abstand zu halten. 

Verheiratet, getrennt, geschieden – so ist der Ablauf bis zum endgültigen Urteil 

Ohne rechtlichen Beistand funktioniert die Scheidung in Deutschland nicht. Der Anwalt reicht den Scheidungsantrag bei Gericht ein und stellt ihn gleichzeitig dem anderen Ehepartner zu. Durch das Gericht erhält das Paar zahlreiche Formulare, die ausgefüllt werden müssen. Im Zuge des Scheidungsverfahrens wird unter anderem über Themen wie

  • Versorgungsausgleich,
  • Unterhaltszahlung und
  • Sorgerecht für die Kinder

verhandelt. 

Das Scheidungsverfahren lässt sich abkürzen, wenn sich beide Parteien einig sind und keine weiteren Rechtsstreitigkeiten vorliegen. Im Streitfall kümmert sich der Anwalt beratend und juristisch um die Belange des eigenen Mandanten. 

Seitens des Gerichts wird der offizielle Scheidungstermin festgelegt, bei dem die Ehepartner höchstselbstständig erscheinen müssen. Es wird nun abschließend über den Versorgungsabgleich verhandelt, der sogleich durchgeführt wird. Nachdem die Ehegatten das Gericht von der Einhaltung des Trennungsjahres überzeugt haben, müssen sie den Wunsch nach Scheidung noch einmal bekräftigen. 

Gibt es keine weiteren rechtlichen Fragen und sind alle Scheidungsvoraussetzungen gegeben, erklärt das Familiengericht die Ehe für offiziell geschieden. Im Durchschnitt dauert ein solcher Prozess ca. 20 Minuten. 

Fazit: Anwalt unterstützt während des Scheidungsverfahrens 

Ohne Anwalt keine Scheidung – in Deutschland gilt hier ein klarer Grundsatz. Aber auch ohne diese Pflicht ist rechtlicher Beistand eine sinnvolle Investition. Nicht nur beratend, sondern auch unterstützend erleichtert ein kompetenter Anwalt das Scheidungsverfahren für Betroffene. 

Bildquelle: (c) kmit-AdobeStock.com

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Familienrecht OLG Frankfurt entscheidet: Getrenntleben trotz gemeinsamer Wohnung möglich

In einem aktuellen Beschluss des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (Az.: 1 UF 160/23 ) wurde der Trennungszeitpunkt innerhalb einer Ehe neu bewertet, auch wenn die Eheleute weiterhin unter einem Dach lebten. Getrenntes Leben trotz gemeinsamer Wohnung: Wann endet die Ehegemeinschaft? Die Ehepartner waren weiterhin in einer gemeinsamen Wohnung ansässig, führten jedoch ein voneinander unabhängiges Leben. Die Kernfrage bestand darin, ab wann die eheliche Gemeinschaft als aufgelöst betrachtet werden kann, insbesondere im Hinblick auf die finanziellen Auskunftspflichten bei einer Scheidung. Laut § 1379 BGB ist nach der Trennung eine Auskunft über das Vermögen zu ... weiter lesen

Familienrecht Auch bei verbotener Leihmutterschaft hat Kindeswohl Vorrang

Frankfurt/Main (jur). Ein im Ausland von einer Leihmutter geborenes Kind kann aus Kindeswohlgründen von der deutschen Wunschmutter adoptiert werden. Dass die Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, steht einer Stiefkindadoption nicht entgegen, entschied das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Main in einem am Donnerstag, 14. Dezember 2023, bekanntgegebenen Beschluss (Az.: 2 UF 33/23).  Im konkreten Fall hatte ein deutsches Ehepaar wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches eine ukrainische Kinderwunschklinik um Hilfe gebeten. Dort wurde mithilfe einer Eizellspende bei einer ukrainischen Frau als Leihmutter eine Schwangerschaft eingeleitet. Der deutsche Ehemann ... weiter lesen

Familienrecht Wechsel zu neuen Pflegeeltern orientiert sich am Kindeswohl

Karlsruhe (jur). Über Jahre „gewachsene Bindungen“ zwischen Pflegeeltern und einem aufgenommenen Kind schließen einen Wechsel in eine andere Pflegefamilie nicht aus. Denn wird mit dem Wechsel des Kindes zu anderen Pflegeeltern eher dessen Kindeswohl gewährleistet, wird das Grundrecht der ursprünglichen Pflegeeltern auf Schutz der Familie nicht verletzt, entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe in einem am Donnerstag, 7. September 2023, veröffentlichten Beschluss (Az. 1 BvR 1088/23). Auf das ebenfalls im Grundgesetz verankerte Elterngrundrecht könnten Pflegeeltern sich nicht berufen.  Konkret ging es um ein fünfjähriges Kind mit ... weiter lesen

Familienrecht Scheidung wegen Täuschung oder Zwangsehe ist nicht dasselbe

Karlsruhe (jur). Wenn ein Ehepaar übereinstimmend die Scheidung will, müssen die Familiengerichte gegebenenfalls auch den Grund näher prüfen. Denn ob es um eine Zwangsehe oder um eine arglistige Täuschung geht, kann wichtig etwa für spätere Unterhaltspflichten sein, betonte der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe in einem am Donnerstag, 24. August 2023, veröffentlichten Beschluss zu einem Paar aus Afghanistan (Az.: XII ZB 274/21).  Das Paar hatte Ende 2018 in Afghanistan geheiratet. Der Mann lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in Deutschland, die Frau kam im Februar 2020 nach. Schon im Juni 2020 wollten beide Eheleute die Trennung. Über den Grund waren sie sich ... weiter lesen

Ihre Spezialisten