Verkehrsrecht

Schmerzensgeld für Fahrradsturz wegen herbeigerufenem Hund

Zuletzt bearbeitet am: 08.02.2023

Oldenburg (jur). Läuft ein Hund wegen des Rufs seines Herrchens in Richtung eines Pedelec-Fahrers, trifft bei einem daraufhin erfolgten Fahrradsturz dem Hundehalter eine hälftige Mitschuld. Auch wenn grundsätzlich ein Fahrradfahrer in der Lage sein muss, sein Pedelec rechtzeitig abzubremsen, hat sich mit dem Verhalten des Hundes eine „typische Tiergefahr“ realisiert, für die der Hundehalter herangezogen werden kann, entschied das Oberlandesgericht (OLG) Oldenburg in einem am Donnerstag, 4. August 2022, bekanntgegebenen Beschluss (Az.: 13 U 199/21). 

Anlass für den Rechtsstreit war die Fahrt des 72-jährigen Klägers mit seinem Pedelec in einer Gemeinde des Landkreises Osnabrück. Als ein Hundehalter seinen auf der anderen Straßenseite befindlichen Hund herbeirief, kam es, wie es kommen musste. Der Hund lief über die Straße auf den Pedelec-Fahrer zu. Der konnte zwar noch anhalten, kam dann aber zu Fall. 

Der Pedelec-Fahrer brach sich das Schlüsselbein und musste an der Schulter operiert werden. Die Greiffunktion seiner bereits zuvor beeinträchtigten rechten Hand verlor er gänzlich. Vom Hundehalter verlangte der 72-Jährige Schmerzensgeld und Schadenersatz. 

Das Landgericht Osnabrück urteilte, dass der Pedelec-Fahrer nach einer hälftigen Haftung nun ein Schmerzensgeld in Höhe von 6.300 Euro sowie weitere 250 Euro Schadenersatz beanspruchen kann. Zwar müsse ein Pedelec-Fahrer rechtzeitig sein Gefährt abbremsen und von diesem absteigen können. Hier sei aber das Verhalten des Hundes kausal für den Unfall verantwortlich gewesen. Es habe sich eine typische Tiergefahr verwirklicht. Dies führe zu einer hälftigen Haftung. 

Mit Beschluss vom 10. Mai 2022 bestätigte das OLG die Entscheidung des Landgerichts. Dieses habe fehlerfrei eine hälftige Haftung angenommen. Die Begründung und die Bemessung der Entschädigung seien nicht zu beanstanden. 

Quelle: © www.juragentur.de - Rechtsnews für Ihre Anwaltshomepage

Symbolgrafik:© Drobot Dean - stock.adobe.com

Autor: Rechtsanwalt Sebastian Einbock

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Verkehrsrecht Autofahrer darf auch Blitzer-App der Beifahrerin nicht nutzen

Karlsruhe (jur). Nutzt ein Autofahrer die „Blitzer-App“ auf dem abgelegten Mobiltelefon seiner Beifahrerin, muss er mit einer Geldbuße rechnen. Denn gegen das Verbot, sich Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzeigen zu lassen, wird auch dann verstoßen, wenn dies mit einem fremden Mobiltelefon geschieht, entschied das Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe in einem am Donnerstag, 17. Februar 2023, bekanntgegebenen Beschluss (Az.: 2 ORbs 35 Ss9/23).  Damit muss ein 64-jähriger Mann aus dem Rhein-Neckar-Kreis wegen der Nutzung einer „Blitzer-App“ eine Geldbuße zahlen. Der Mann war am 31. Januar 2022 in Heidelberg zu schnell gefahren. Als die Polizei ihn anhielt, schob er ... weiter lesen

Verkehrsrecht Versehentliches Linksfahren ist nicht zwingend „rücksichtslos“

Zweibrücken. Menschen, die in Thailand sieben Wochen an den Linksverkehr gewöhnt waren und in bei der ersten Fahrt in Deutschland auch auf der linken Seite fahren, sind regelmäßig nicht „rücksichtslos“. Bei einem derartigen Verstoß gegen das in Deutschland geltende Rechtsfahrgebot ist von einer Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit auszugehen. Dies entschied das Oberlandesgericht (OLG) Zweibrücken in einem kürzlich veröffentlichten Beschluss vom 28. November 2022 (Az.: 1 OLG 2 § 34/22). Mit dieser Entscheidung kann ein Autofahrer aus Rheinland-Pfalz auf eine mildere Strafe hoffen. Der Mann hatte sieben Wochen Urlaub in Thailand gemacht und kehrte am 2. Januar 2022 ... weiter lesen

Verkehrsrecht Verfassungsbeschwerde für Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen gescheitert

Karlsruhe. Bislang muss der Bund keine generellen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen erlassen. Auch wenn der Bund bei fortschreitendem Klimawandel die Erreichung von Klimaschutzzielen verstärkt in den Entscheidungen muss, kann dafür nicht allein auf eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen abgestellt werden, entschied das Bundesverfassungsgericht in einem am Dienstag, 17. Januar 2023, veröffentlichten Beschluss (Az.: 1 BvR 2146/22). Die Richter in Karlsruhe habe damit die Verfassungsbeschwerde von zwei Bürgern als unzulässig abgewiesen. Diese hatten gerügt, dass der Gesetzgeber nicht genug tut, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Sie forderten ... weiter lesen

Verkehrsrecht SUV-Fahren kein Grund für höheres Bußgeld im Straßenverkehr

Frankfurt/Main (jur). Fahrer eines dicken Autos dürfen wegen einer überfahrenen roten Ampel nicht mit einem extra dicken Bußgeld zur Kasse gebeten werden. Allein eine bei einem SUV-Pkw angenommene abstrakte Gefährdung oder „erhöhte“ Verletzungsgefahr kann ein höheres Bußgeld nicht begründen, entschied das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Main in einem am Donnerstag, 20. Oktober 2022, bekanntgegebenen Beschluss (Az.: 3 Ss-OWi 1048/22). Allerdings blieb das OLG im Ergebnis bei dem erhöhten Bußgeld, da der Fahrer hinsichtlich von Verkehrsverstößen eine „gravierende Vorbelastung“ aufwies.  Im konkreten Fall wurde ein SUV-Fahrer dabei erwischt, wie er ... weiter lesen

Ihre Spezialisten