Verkehrsrecht

TÜV abgelaufen - welches Bußgeld droht?

17.04.2015
 (1)
Zuletzt bearbeitet am: 19.12.2023

In Deutschland muss jedes zugelassene Kraftfahrzeug eine gültige TÜV Untersuchung besitzen. Die sogenannte Hauptuntersuchung (inkl. Abgasuntersuchung) soll sicherstellen, dass das Fahrzeug auch tatsächlich sicher im Straßenverkehr geführt werden kann und für andere Verkehrsteilnehmer kein Risiko darstellt. Abhängig von der Fahrzeugart, insbesondere von der Fahrzeuggröße gibt es verschiedene Zeiträume, in denen eine Hauptuntersuchung vorgeschrieben ist. Fraglich ist in diesem Zusammenhang jedoch, welches Bußgeld droht, wenn der TÜV bereits abgelaufen ist und das Fahrzeug dennoch am Straßenverkehr teilnimmt.

Wann ist eine Hauptuntersuchung fällig?

Jeder Halter eines PKW, LKW bis 3,5, Motorrads sowie Anhängers ist grundsätzlich verpflichtet alle 24 Monate eine Hauptuntersuchung durchführen zu lassen. Eine Ausnahme besteht für  neu zugelassenen PKWs und neu zugelassenen Anhängern bis 750 kg. Hier ist eine Hauptuntersuchung erstmalig nach 3 Jahren erforderlich.


Welches Bußgeld droht beim „TÜV-überziehen“?

Es kommt immer häufiger vor, dass Verkehrsteilnehmer sich nicht an die Überprüfungsintervalle halten und ohne eine gültige Hauptuntersuchung am Verkehr teilnehmen. Dieses Verhalten stellt nicht nur ein Sicherheitsrisiko für sich und andere Verkehrsteilnehmer dar, sondern stellt auch eine Ordnungswidrigkeit dar, die mindestens mit einem Bußgeld geahndet wird.

Der deutsche Gesetzgeber unterscheidet bei der Ahndung zwischen den Fahrzeugtypen. (LKW/Busse und PKW/Krafträder)

LKW/Busse
Fristüberziehung bis 2 Monaten = 15 €
Fristüberziehung von 2 bis 4 Monaten = 25 €
Fristüberziehung von 4 bis 8 Monaten = 60 € und 1 Punkte
Fristüberziehung mehr als 8 Monaten = 75 € und 1 Punkte

PKW/Krafträder
Fristüberziehung von 2 bis 4 Monaten = 15 €
Fristüberziehung von 4 bis 8 Monaten = 25 €
Fristüberziehung mehr als 8 Monaten = 60 € und 1 Punkte

Es lässt sich festhalten, dass der Bußgeldkatalog transparent ist und jeder bei dem Erhalt eines Bußgeldbescheides diesen überprüfen kann und bei falscher Bußgeldhöhe Widerspruch einlegen sollte.

TÜV nachgeholt – erfolgt eine Rückdatierung?

Früher war es so, dass wenn der TÜV überzogen wurde und das Fahrzeug anschließend zur Hauptuntersuchung brachte, der Prüfer den Zeitraum der eigentlich fälligen Untersuchung ausrechnete und bei der neuen Untersuchung abzog. Dieses Vorgehen wurde im Rahmen einer Neuregelung im Jahr 2012 abgeschafft. Eine Rückdatierung findet seitdem nicht mehr statt. Das bedeutet, dass immer 2 Jahre nach dem TÜV eine erneute Begutachtung notwendig ist. Dass das Fahrzeug demnach bereits vorab fällig gewesen ist, spielt keine Rolle.

Fazit: Verkehrsteilnehmer, die ohne eine gültige Hauptuntersuchung am Verkehr teilnehmen riskieren nicht nur ihre Sicherheit, sondern erhalten auch ein Bußgeld und ggf. einen Punkt im Verkehrsregister in Flensburg. In besonders schwerwiegenden Fällen, kann das „Überziehen“ auch Einfluss auf die eigene Haftpflichtversicherung haben. Daher sollte ein Fachanwalt für Verkehrsrecht kontaktiert werden.

Quelle: Rechtsanwalt Gramm

Symbolgrafik: © runzelkorn - Fotolia

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Verkehrsrecht OLG Frankfurt urteilt: 52.500€ Schmerzensgeld für von Betrunkenem verletzte Fußgängerin

In einem aktuellen Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (OLG) mit dem Aktenzeichen 26 U 11/23 wurde einer Fußgängerin, die bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, ein Schmerzensgeld von 52.500 Euro zugesprochen. Dieses Urteil berücksichtigt eine Teilschuld der Verletzten von 25%. Fußgängerin nach Unfall mit Betrunkenem schwer verletzt: Klage erfolgreich Eine Fußgängerin forderte von einem alkoholisierten Autofahrer nach einem Verkehrsunfall Schmerzensgeld und Schadensersatz. Der Fahrer, der mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,96 Promille unterwegs war, erfasste die Frau in einer Kleinstadt in Mittelhessen, als sie gemeinsam mit vier ... weiter lesen

Verkehrsrecht Streit um Schadensersatz nach Tankstellen-Unfall

Das Amtsgericht München entschied in einem Fall um Schadensersatzansprüche nach einem Verkehrsunfall auf einem Tankstellengelände im Münchener Westen. Unter dem Aktenzeichen 336 C 6248/22 musste geklärt werden, welches Fahrzeug aufgefahren war, ein Sachverhalt, über den zwischen den Parteien Uneinigkeit herrschte. Streit um Schadensersatz nach Kollision auf Münchener Tankstellengelände Beim Verlassen einer Tankstelle im Münchener Westen bremste der Fahrer des Fahrzeugs der Klägerseite, um dem vorfahrtsberechtigten Verkehr den Vorrang zu gewähren. In diesem Moment kam es zur Kollision der beteiligten Fahrzeuge. Während die Klägerseite argumentierte, ... weiter lesen

Verkehrsrecht Rechtliche Beratung: Schlüsselaspekte für Ihre Rechtsfragen

Die Welt des Rechts kann komplex und verwirrend sein. Egal ob Sie Unternehmer, Privatperson oder einfach jemand sind, der sich in einem rechtlichen Dilemma befindet, die Bedeutung einer professionellen Rechtsberatung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dieser Artikel wird einen umfassenden Blick darauf werfen, wie rechtliche Beratung funktioniert, welche Schlüsselaspekte Sie beachten sollten, und wie Sie den richtigen Rechtsanwalt für Ihre individuellen Bedürfnisse finden. Grundlagen der Rechtsberatung Rechtsberatung ist mehr als nur die Lösung von Konflikten; es ist ein wesentlicher Bestandteil der Vorsorge und des Schutzes Ihrer Rechte. Ganz gleich, ob es um die ... weiter lesen

Verkehrsrecht Radfahrer müssen vor sichtbaren Hindernissen noch anhalten können

Frankenthal (jur). Radfahrer müssen auch auf Radwegen so fahren, dass sie sichtbare Hindernisse rechtzeitig wahrnehmen und vor ihnen anhalten können. Das hat das Landgericht Frankenthal (Pfalz) in einem am Freitag, 29. Dezember 2023, bekanntgegebenen Urteil entschieden (Az.: 3 O 71/22). Es wies damit die Schadenersatzklage eines Rennradfahrers wegen Wurzelschäden ab.  Er war auf einem Radweg von Germersheim nach Speyer nach eigenen Angaben aufgrund von Wurzelschäden gestürzt. Von der für die Instandhaltung des Radwegs verantwortlichen Gemeinde verlangte er Schadenersatz.  Das Landgericht Frankenthal wies die Klage jedoch ab. Zwar müsse die Gemeinde ... weiter lesen

Ihre Spezialisten