Bankrecht und Kapitalmarktrecht

Überwiesenes Geld zurückholen – diese 6 Möglichkeiten gibt es

27.05.2024
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Zuletzt bearbeitet am: 21.09.2024

Es kann vorkommen, dass eine Überweisung fehlerhaft ausgeführt wird oder man Opfer eines Betrugs wird. Überwiesenes Geld zurückholen steht dann im Vordergrund der Bemühungen. Abhängig von der Zahlungsmethode und der Reaktionszeit gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie Betroffene ihr Geld zurückerhalten können. Kenntnisse der rechtlichen Rahmenbedingungen und der spezifischen Prozesse bei Banken und Zahlungsdienstleistern sind entscheidend.

Kann man falsch überwiesenes Geld zurückholen?

Das hängt im Wesentlichen von der Schnelligkeit der Reaktion und der verwendeten Methode ab. Die rechtlichen Grundlagen eröffnen mögliche Spielräume: 

  • § 812 BGB regelt die Herausgabe bei ungerechtfertigter Bereicherung
  • Bankrechtliche Pflichten zur Unterstützung bei der Rückholung sind in § 675 Abs. 1 BGB festgelegt, während die Haftung der Banken bei grob fahrlässigen Fehlern laut § 675 Abs. 2 BGB entfällt. 
  • Widerrufsmöglichkeiten von Zahlungsaufträgen und die Rückbuchung von Lastschriften ohne Begründung innerhalb von acht Wochen, oder drei Monate bei nicht autorisierten Zahlungen, werden durch § 675x BGB geregelt. Zudem sind Banken verpflichtet, Schäden aus fehlerhaften Zahlungsvorgängen zu erstatten (§ 675u und § 657z BGB).

Überwiesenes Geld zurückholen – unterschiedliche Vorgangsweisen

Die Möglichkeit, überwiesenes Geld zurückzuholen, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • der Schnelligkeit des Handelns,
  • der Bank und dem Zahlungsdienstleister
  • sowie der Art der Transaktion.

In jedem Fall ist es ratsam, unverzüglich zu handeln und sich direkt mit dem Zahlungsdienstleister oder der Bank in Verbindung zu setzen.

1. Überweisung zurückholen bei Banken (Commerzbank, Sparkasse u. a.)

Bei den meisten Banken gilt: Je schneller man auf den Fehler aufmerksam wird, desto höher ist die Chance, dass die Überweisunggestoppt werden kann. Kunden sollten umgehend den Kundenservice kontaktieren und den Fehler melden. 

Wenn die Überweisung noch nicht ausgeführt wurde, kann sie in der Regel problemlos gestoppt werden.

In Fällen, in denen das Geld schon auf dem Konto des Empfängers angekommen ist, hängt die Rücküberweisung von dessen Zustimmung ab. Ihre Bank es versuchen, in Kooperation mit der Empfängerbank das Geld zurückzuholen, was jedoch keine Garantie auf Erfolg bietet.

Fachanwalt.de-Tipp: Falsch überwiesenes Geld darf man  in der Regel nicht behalten. Nach § 812 BGB besteht eine Rückzahlungspflicht, wenn man etwas ohne rechtlichen Grund erlangt. Das Behalten kann als Unterschlagung gelten, besonders wenn man nach Kenntnisnahme des Fehlers das Geld verwendet. Bei Fehlüberweisungen sollten Sie schnell handeln, die beteiligten Parteien informieren und nach einer Lösung suchen, um rechtliche Probleme zu vermeiden. Im Zweifelsfall ist es empfehlenswert, rechtlichen Rat einzuholen.

2. Überweisungen ins Ausland

Überweisungen ins Ausland sind komplizierter zurückzuholen, besonders wenn sie außerhalb des SEPA-Raumes getätigt wurden. Die Prozesse sind oft langwieriger und die Chancen auf eine Rückholung des Geldes geringer. In solchen Fällen sind internationale Kooperationen zwischen den Banken erforderlich, und die Kenntnis internationaler Rechtslagen wird wichtig.

3. Lastschrift zurückgeben: Verfahren und Gebühren

Die Möglichkeit, eine Lastschrift zurückzugeben, stellt ein wichtiges Sicherheitsmerkmal für Verbraucher dar.

Wenn von Ihrem Konto fälschlicherweise Beträge per Lastschrift abgebucht werden, können Sie diese Transaktionen innerhalb einer festgelegten Frist zurückbuchen lassen.

Hier ein Überblick über das Verfahren und die damit verbundenen Gebühren:

  • Erkennen der Fehlbuchung: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge, um sicherzustellen, dass alle Abbuchungen korrekt sind.
  • Initiierung der Rückbuchung: Bemerken Sie eine nicht autorisierte oder fehlerhafte Lastschrift, können Sie diese direkt über Ihr Online-Banking zurückbuchen. Dies ist oft die schnellste und einfachste Methode. Alternativ können Sie Ihre Bank kontaktieren und den Vorgang manuell einleiten.
  • Fristen: Für Lastschriften gilt generell eine Rückgabefrist von acht Wochen ab Kontobelastung. Bei nicht autorisierten Lastschriften verlängert sich die Frist auf 13 Monate nach der Belastung, falls kein Mandat vorliegt​.
  • Banken können für Rückbuchungen Gebühren verlangen, die sich zwischen 10 und 20 EUR bewegen. Als Auftraggeber sollten Sie entscheiden, ob sich der Aufwand lohnt, vor allem wenn es sich um kleinere Beträge handelt. 

4. Kreditkartenabbuchung reklamieren

Das Reklamieren einer Kreditkartenbuchung ermöglicht es Karteninhabern, unberechtigte oder fehlerhafte Abbuchungen zu beanstanden. Zunächst sollte die Buchung genau überprüft werden. Anschließend kontaktiert man die Bank oder den Kreditkartenanbieter, um den Vorgang zu melden, oft unterstützt durch entsprechende Nachweise

Viele Banken verlangen das Ausfüllen eines Reklamationsformulars. Der Service zur Reklamation ist meist kostenlos. Während der Bearbeitungszeit, die einige Tage bis Wochen dauern kann, wird oft eine vorläufige Gutschrift erteilt. Erfolgreiche Reklamationen bestätigen diese Gutschrift dauerhaft, ansonsten wird der Betrag erneut belastet.

5. PayPal-Zahlung rückbuchen

Das Rückbuchen einer PayPal-Zahlung ist ein nutzerfreundlicher Prozess, der es Käufern ermöglicht, bei Problemen mit einer Transaktion ihr Geld zurückzuerhalten. PayPal bietet einen Käuferschutz, der im Falle von nicht erhaltenen Waren oder Dienstleistungen sowie bei erheblich von der Beschreibung abweichenden Artikeln greift. Durch diesen Käuferschutz können Nutzer innerhalb von 180 Tagen nach der Transaktion eine Rückbuchung beantragen, falls Artikel nicht geliefert wurden oder von der Beschreibung abweichen. Der Prozess ist kostenfrei und bietet effektiven Schutz für Käufer.

Fachanwalt.de: Die Dauer, um falsch überwiesenes Geld zurückzuholen, variiert stark. Bei nationalen Überweisungen haben Betroffene oft ein kleineres Zeitfenster, um erfolgreich zu handeln – oft nur wenige Stunden bis zu einem Tag. Bei internationalen Transaktionen können Wochen oder sogar Monate vergehen, bis eine Lösung gefunden wird.

6. Überwiesenes Geld zurückholen bei Betrug

Auch im Betrugsfall gibt es je nach Zahlungsmethode verschiedene Möglichkeiten, das Geld zurückzuholen:

  • Selbstgetätigte Überweisungen sind nicht rückgängig zu machen, sobald die Bank den Auftrag ausgeführt hat; hier kann eventuell ein schneller Anruf helfen (s. oben). 
  • SEPA-Lastschriften lassen sich innerhalb von acht Wochen, bei Betrug sogar bis zu 13 Monate rückbuchen. Kreditkartenzahlungen können über das Charge-Back-Verfahren storniert werden, möglicherweise gegen eine Gebühr. 
  • Bei PayPal und ähnlichen Diensten greift oft der Käuferschutz hauptsächlich bei Warenkäufen. 
  • Geldtransfers via Dienste wie Western Union sind rückrufbar, solange das Geld noch nicht abgeholt wurde.

Fachanwalt.de: Bei schwerem Betrug können zudem strafrechtliche Schritte eingeleitet werden, um den Druck auf den Betrüger zu erhöhen. Bei mangelnder Kooperation der Bank oder komplizierten Betrugsfällen kann ein Anwalt gerichtliche Schritte zur Durchsetzung der Rechte des Mandanten ergreifen.

Wie kann ein Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht helfen?

Bei Betrug oder anderen Ereignissen, bei denen unrechtmäßig Geld vom eigenen Konto überwiesen wurde, ist die Unterstützung durch einen Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht entscheidend. Der Anwalt beginnt mit einer genauen Analyse des Falls, um die Möglichkeiten einer Geldrückforderung zu bewerten. 

Er kommuniziert auch im Namen seines Mandanten mit der Bank, nutzt deren Betrugsbekämpfungsprozesse und kann die Beschleunigung dieser Verfahren bewirken.

Zusätzlich berät er über Maßnahmen und Transaktionsmethoden, um Zahlungen sicher abzuwickeln. Dieser rechtliche Beistand ist besonders wichtig bei hohen Beträgen oder komplexen Geldtransaktionen, z.B. ins Ausland.

 

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