Strafrecht

Bei unklarem Verbleib der Tatbeute ist Haftentlassung erschwert

Zuletzt bearbeitet am: 19.03.2024

Frankfurt/Main. Machen Diebe und Betrüger keine Angaben zum Verbleib ihrer Taterträge, verringern sie dadurch ihre Chancen auf vorzeitige Haftentlassung. Dies betonte das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) in seiner am Mittwoch, 1. Februar 2023 bekannt gegebenen Entscheidung zur PIM Gold GmbH (Az. 2 Ws 7/23). Damit hat sie den vom Landgericht Darmstadt außer Vollzug gesetzten Haftbefehl gegen den ehemaligen PIM-Geschäftsführer Mesut P. wieder in Kraft gesetzt. Das Gericht bezeichnete es als „lebensfremd“, dass sich die Tatbeute in dreistelliger Millionenhöhe spurlos aufgelöst haben könnte.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem nun 51-Jährigen vor, ein betrügerisches Schneeballsystem betrieben zu haben. Er soll nicht existierendes Gold an mehr als 10.000 Kunden verkauft haben. Über den Verbleib der 140 Millionen Euro an Taterträgen machte er bisher keinelei Angaben.

Im Dezember 2022 verurteilte das Landgericht Darmstadt P. wegen Betrugs und vorsätzlicher Geldwäsche zu eine Gesamtfreiheitsstrafe in Höhe von sechs Jahren und neun Monaten Haft. Zugleich hat es jedoch den weiteren Vollzug des Haftbefehls bis zu einem rechtskräftigen Urteil außer Vollzug gesetzt.

Das Oberlandesgericht Frankfurt hat den Haftbefehl nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft nun wieder in Kraft gesetzt, da eine erhebliche Fluchtgefahr bestehe.

Die Richter in Frankfurt verwiesen zur Begründung darauf, dass drei Jahre und sechs Monate von der ausgeurteilten Strafe noch nicht verbüßt sind. Außerdem sei noch nicht geklärt, wo die 140 Millionen Euro aus der „Tatbeute“ verlieben seien. P. habe gute Verbindungen in seine Heimat Türkei und könne sich nach dort jederzeit absetzen. Vom Landgericht Darmstadt sei bereits festgestellt worden, dass "Vermögenswerte in erheblichem Umfang in die Türkei transferiert" worden seien.

Durchgreifende fluchthemmende Umstände stünden diesen Anreizen zur Flucht keine gegenüber. P. könne insbesondere nicht damit rechnen, bereits nach zwei Dritteln der durch das Landgericht verhängten Strafe, also nach noch nur einem Jahr und drei Monaten, vorzeitig entlassen zu werden. Einer dafür notwendigen Prognose für ein zukünftiges straffreies Verhalten stehe entgegen, dass er bislang keine Angaben zum Verbleib der Beute gemacht habe. Das Landgericht betonte in seinem Beschluss vom 16. Januar 2023, dass es „lebensfremd“ sei, dass ein dreistelliger Millionenbetrag spurlos verschwindet.

Quelle: © Fachanwalt.de

Symbolgrafik: © Zerbor - stock.adobe.com

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Strafrecht Die Bedeutung einer frühzeitigen Rechtsberatung im Ermittlungsverfahren

Ein Strafverfahren teilt sich in Ermittlungsverfahren und Hauptverfahren. Der Beginn des Strafverfahrens ist das Ermittlungsverfahren. Gerade im Ermittlungsverfahren werden oftmals die Weichen für das weitere Strafverfahren gestellt. Auch wenn Sie als Betroffener eines Ermittlungsverfahrens vielleicht im ersten Moment nicht die Notwendigkeit einer Rechtsberatung sehen, so gilt für einen Strafverteidiger jedoch: Je früher Sie einen Anwalt, am besten einen Fachanwalt für Strafrecht, einschalten, desto besser. Welche Besonderheiten das Ermittlungsverfahren aufweist und warum frühzeitige die Einschaltung eines Rechtsanwalts wichtig ist, zeigt dieser Artikel. Der erste Teil eines ... weiter lesen

Strafrecht Keine Meinungsfreiheit für Beleidigung als „Schlampe“

München (jur). Die Bezeichnung einer Frau als „Schlampe“ ist regelmäßig eine strafbare Beleidigung, die nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sein kann. Das Schimpfwort „stellt zweifelsfrei durch die darin zum Ausdruck gekommene Missachtung einen Angriff auf die persönliche Ehre der Verletzten dar“, entschied das Bayerische Oberste Landesgericht in München in einem kürzlich veröffentlichten Beschluss vom 6. November 2023 (Az.: 202 StRR 80/23).  Im Streitfall war der vielfach vorbestrafte Angeklagte bis Ende März 2022 mit der Mutter der Verletzten liiert. Als die Mutter nach der Trennung dem Ex für einen Antrag beim Arbeitsamt benötigte Unterlagen nicht ... weiter lesen

Strafrecht Mit einer Vorstrafe in die USA einreisen

Eine Vorstrafe bzw. ein Eintrag im Führungszeugnis kann bei der Einreise in die USA für Probleme sorgen. Wer vorbestraft ist, darf in der Regel kein ESTA für die USA beantragen, sondern muss auf ein Visum zurückgreifen. Dieser Artikel bespricht, welche Vergehen und Straftaten Probleme verursachen können und wie man dennoch in die USA reisen kann. Was ist eine Vorstrafe? Man gilt in Deutschland als vorbestraft, wenn ein Eintrag im Führungszeugnis vorliegt. In das Führungszeugnis werden Vergehen eines bestimmten Ausmaßes eingetragen. Allerdings wird nicht jedes Vergehen automatisch in das Strafregister aufgenommen, also führt nicht jedes Vergehen zu einer Vorstrafe. ... weiter lesen

Strafrecht Kein Kavaliersdelikt: Was ist bei sexueller Belästigung zu tun?

Leider gibt es kaum eine Branche, die von dem Problem nicht betroffen ist: Sexuelle Belästigung. Bereits im Jahre 2015 hat die Statistik gezeigt, dass über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer auf der Arbeit schon einmal sexuelle Übergriffe erleben musste – ob als Zeuge oder am eigenen Leib. In den deutschen Büros erleben besonders oft Frauen ungewollte Berührungen und sexuelle Anspielungen. Allerdings sind durchaus auch Männer von dieser Art der Belästigung betroffen. Doch was kann bei Belästigungen sexueller Natur eigentlich getan werden? Stillschweigend hingenommen werden sollten diese Zwischenfälle am Arbeitsplatz keinesfalls. Wann fängt sexuelle ... weiter lesen

Ihre Spezialisten