Allgemein

Für wegen Corona abgesagte Messe kein Schadenersatz

Zuletzt bearbeitet am: 30.01.2024

Frankfurt/Main. Für eine aufgrund der Corona-Pandemie abgesagte Messe können Aussteller vom Messeveranstalter keine Entschädigung für vorgenommene Hotelreservierungen, PR-Maßnahmen oder Standmieten verlangen. Das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) entschied in einem am Donnerstag, den 08.09.2022, verkündeten Urteil vom Vortag (Az.: 4 U 331/21), dass kein Schadensersatzanspruch bestehe auch wenn die Messe zum damaligen Zeitpunkt zunächst ohne Anordnung der Behörden verschoben und später dann ganz abgesagt wurde.

Im streitigen Fall hatte der klagende Aussteller zur Teilnahme an der Messe „Light + Building 2020“, die vom 8. bis 13. März 2020 in Frankfurt am Main stattfinden sollte, einen Vertrag geschlossen. Die alle zwei Jahre stattfindende Messe wurde dann am 24. Februar 2020 aufgrund der Auswirkungen der neuen Corona-Epidemie um ein halbes Jahr verschoben. Hierfür ist zuvor keine behördliche Anordnung erlassen worden. Im Mai 2020 wurde die Messe dann schließlich komplett abgesagt.

Vom Messeveranstalter wurden die bereits gezahlten Standgebühren zurückerstattet.

Der Aussteller forderte jedoch noch knapp 75.000 Euro Schadensersatz. Er habe Hotelzimmer gebucht, PR-Maßnahmen durchgeführt, einen Messestand gemietet und dafür statische Berechnungen durchführen lassen. Es habe keinen triftigen Grund für die verschobene Messe gegeben. Damals sei eine Verschiebung durch die Behörden auch nicht angeordnet worden .

Das Oberlandesgericht entschied jedoch, dass dem Aussteller kein Anspruch auf Schadensersatz zusteht. Aufgrund der dynamischen Entwicklung im Infektionsgeschehen habe der Messebetreiber das Recht gehabt, die Messe um sechs Monate zu verschieben. Es sei unerheblich, dass dafür keine Anordnung einer Behörde vorgelegen habe. Vielmehr sei es ausreichend gewesen, dass zum Zeitpunkt der Entscheidung, die Messe zu verschieben, ein behördliches Verbot "hinreichend wahrscheinlich" gewesen sei. Der Veranstalter der Messe habe auch „in besonderer Weise die Gesundheit der Messeteilnehmer und die Verhinderung der Infektion einer unübersehbaren Zahl an Personen berücksichtigen dürfen“.

Die endgültige Absage der Messe am 5. Mai 2020 sei ebenfalls rechtmäßig erfolgt. Die Messe hätte nach den seinerzeit gültigen Coronaschutzregeln nur mit einer Ausnahmegenehmigung durchgeführt werden können. Dies wäre möglicherweise nicht zu erhalten gewesen. Das Oberlandesgericht entschied, dass der Messeveranstalter aufgrund der Störung der Geschäftsgrundlage berechtigt gewesen sei, das Vertragsverhältnis vollständig zu beseitigen.

Quelle: © Fachanwalt.de

Symbolgrafik: © Ahmet Aglamaz - stock.adobe.com

Diesen Artikel bewerten
Über den Autor





Weitere Artikel der Redaktion zum Thema
Sozialrecht Bundessozialgericht bestätigt: Keine Diskriminierung von Vätern bei Rentenpunkten

Das Bundessozialgericht hat entschieden, dass die automatische Zuordnung von Kindererziehungszeiten zu Müttern in der Rentenversicherung keine Diskriminierung von Männern darstellt (Az.: B 5 R 10/23 R ). Bundessozialgericht prüft Väter-Diskriminierung bei Kindererziehungszeiten Die standardmäßige Anerkennung von Kindererziehungszeiten bei der Mutter, wenn keine Einigung zwischen den Eltern erfolgt, wurde vom Bundessozialgericht überprüft. In diesem Fall befasste sich der 5. Senat mit der Frage, ob eine solche Regelung, wie sie in § 56 Absatz 2 Satz 9 SGB VI festgehalten ist, eine verfassungswidrige Benachteiligung von Vätern darstellt. Diese gesetzliche ... weiter lesen

Familienrecht OLG Frankfurt entscheidet: Getrenntleben trotz gemeinsamer Wohnung möglich

In einem aktuellen Beschluss des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (Az.: 1 UF 160/23 ) wurde der Trennungszeitpunkt innerhalb einer Ehe neu bewertet, auch wenn die Eheleute weiterhin unter einem Dach lebten. Getrenntes Leben trotz gemeinsamer Wohnung: Wann endet die Ehegemeinschaft? Die Ehepartner waren weiterhin in einer gemeinsamen Wohnung ansässig, führten jedoch ein voneinander unabhängiges Leben. Die Kernfrage bestand darin, ab wann die eheliche Gemeinschaft als aufgelöst betrachtet werden kann, insbesondere im Hinblick auf die finanziellen Auskunftspflichten bei einer Scheidung. Laut § 1379 BGB ist nach der Trennung eine Auskunft über das Vermögen zu ... weiter lesen

Allgemein AGB - Definition, Inhalte und Bedeutung laut Gesetz einfach erklärt

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind ein fundamentaler Bestandteil des Vertragsrechts, der die Grundlage für zahlreiche Geschäftsvorgänge bildet. Sie regeln die Rechte und Pflichten der Vertragsparteien und sorgen für eine effiziente Abwicklung von Transaktionen. Eine klare Definition und Verständlichkeit von AGBs sind wesentlich, um Rechtssicherheit zu gewährleisten und Konflikte zu minimieren. Die Herausforderung ist, diese Rahmenbedingen klar, umfassend und verständlich zu formulieren. Definition: Was sind AGBs? AGB sind vorformulierte Vertragsbedingungen , die eine Vertragspartei der anderen bei Abschluss eines Vertrages vorgibt. Sie bilden die ... weiter lesen

Sozialrecht Verwaltungsgericht Aachen: Hautkrebs eines Polizisten keine Berufskrankheit

Das Verwaltungsgericht Aachen hat in seinem Urteil (Az.: 1 K 2399/23 ) die Hautkrebserkrankung eines ehemaligen Polizisten nicht als Berufskrankheit anerkannt. Polizist fordert Anerkennung von Hautkrebs als Berufskrankheit Ein langjähriger Polizeibeamter, der nahezu sein ganzes Berufsleben im Streifendienst verbrachte, forderte die Anerkennung seiner Hautkrebserkrankung als Berufskrankheit. Der Betroffene argumentierte, während seiner fast 46 Dienstjahre hauptsächlich im Freien tätig gewesen zu sein, ohne dass ihm Schutzmittel gegen UV-Strahlung zur Verfügung gestellt wurden oder auf die Wichtigkeit solcher Schutzmaßnahmen hingewiesen wurde. Aufgrund ... weiter lesen