Das Vermächtnis, seine Bedeutung und der Unterschied zum Erbe einfach erklärt

Von fachanwalt.de-Redaktion, letzte Bearbeitung am: 27. Mai 2024

Ein Vermächtnis ist eine rechtliche Regelung, die es einer Person ermöglicht, bestimmte Vermögensgegenstände oder Geldbeträge an konkrete Personen oder Organisationen zu übertragen. Im Unterschied zum Erbe, bei dem die gesamte Erbmasse auf die Erben verteilt wird, werden beim Vermächtnis gezielte Zuwendungen gemacht.

Definition von Vermächtnis

Vermächtnis (© Jeanette Dietl - stock.adobe.com)
Vermächtnis (© Jeanette Dietl - stock.adobe.com)
Ein Vermächtnis ist eine testamentarische Anordnung, bei der der Erblasser eine bestimmte Sache oder einen Geldbetrag einer konkreten Person, dem Vermächtnisnehmer, hinterlässt. Es handelt sich um eine individuelle Zuweisung von Vermögenswerten, die im Testament ausdrücklich festgehalten wird. Rechtsgrundlage für das Vermächtnis ist § 1939 BGB.

Der Vermächtnisnehmer hat keinen Anspruch auf den gesamten Nachlass, sondern nur auf das ihm zugewiesene Vermächtnis.

Unterschied zwischen Vermächtnis und Erbe

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Vermächtnis und einem Erbe liegt in der Art und Weise, wie das Vermögen des Erblassers verteilt wird.

  • Vermächtnis: Ein Vermächtnis bezieht sich auf bestimmte Vermögenswerte, die der Erblasser einer oder mehreren Personen zukommen lassen möchte. Der Vermächtnisnehmer hat keinen Anspruch auf den gesamten Nachlass, sondern nur auf das ihm zugewiesene Vermächtnis.
  • Erbe: Das Erbe umfasst den gesamten Nachlass des Erblassers, einschließlich aller Vermögenswerte, Schulden und Verbindlichkeiten. Die Erben erhalten das Erbe nach den gesetzlichen oder testamentarischen Regelungen.
Fachanwalt-de-Tipp: Selbst, wenn man kein Erbe ist, muss man auch bei einem Vermächtnis Erbschaftssteuer zahlen! Beispiel: BFH Urteil " Besteuerung eines beim Tod des Beschwerten fälligen Vermächtnisses".

Vor- und Nachteile

Vermächtnisse bieten verschiedene Vor- und Nachteile im Vergleich zum Erbe:

Vorteile eines Vermächtnisses:

  1. Gezielte Zuweisung: Durch ein Vermächtnis kann der Erblasser genau bestimmen, welche Vermögenswerte an wen gehen sollen. Er kann spezifische Personen, Organisationen oder wohltätige Zwecke bedenken.
  2. Individuelle Gestaltungsfreiheit: Ein Vermächtnis ermöglicht es dem Erblasser, seine persönlichen Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die Verteilung seines Vermögens umzusetzen. Er hat die Möglichkeit, bestimmte Personen oder Einrichtungen besonders zu berücksichtigen.
  3. Flexibilität bei der Vermögensverteilung: Mit einem Vermächtnis kann der Erblasser das Vermögen aufteilen und verschiedene Vermächtnisse an unterschiedliche Personen vergeben. Dies bietet eine größere Flexibilität bei der Verteilung der Vermögenswerte.
  4. Weitergabe von persönlichen Werten: Ein Vermächtnis kann auch genutzt werden, um persönliche Werte oder Botschaften an die Begünstigten weiterzugeben. Der Erblasser kann damit seine Überzeugungen oder sein Vermächtnis an zukünftige Generationen weitergeben.

Nachteile eines Vermächtnisses:

  1. Kein automatischer Anspruch auf den gesamten Nachlass: Anders als beim Erbe haben Vermächtnisnehmer keinen automatischen Anspruch auf den gesamten Nachlass des Erblassers. Sie erhalten nur das ihnen zugewiesene Vermächtnis.
  2. Mögliche Konflikte mit den Erben: Wenn Vermächtnisse den Anspruch der gesetzlichen oder testamentarischen Erben beeinträchtigen, können Konflikte und Streitigkeiten entstehen. Dies kann zu langwierigen und kostspieligen Rechtsstreitigkeiten führen.
  3. Das Risiko, leer auszugehen: Es besteht die Möglichkeit, dass Vermächtnisnehmer aufgrund der Begrenztheit des Vermächtnisses leer ausgehen und keinen weiteren Anspruch auf den Nachlass haben.

Ein Vermächtnis kann auch ausgeschlagen werden (§ 2176 BGB). Anders als beim Erbe, bei dem die Frist für eine Ausschlagung bei 6 Wochen liegt, gilt für die Ausschlagung eines Vermächtnisses keine Frist. Die Ausschlagung muss nicht dem Nachlassgericht, sondern gegenüber den Erben erklärt werden.

So formulieren Sie Ihr Vermächtnis

Wenn man ein Vermächtnis in seinem Testament festlegen möchte, sollte man die folgenden Tipps beachten:

  1. Überlegen Sie, welche konkreten Vermögensgegenstände oder Geldbeträge Sie vermachen möchten. Legen Sie fest, wer die Begünstigten Ihres Vermächtnisses sein sollen.
  2. Formulieren Sie Ihr Vermächtnis klar und eindeutig. Verwenden Sie präzise Sprache, um Missverständnisse zu vermeiden.
  3. Berücksichtigen Sie eventuelle steuerliche Aspekte. Ein Fachanwalt für Erbrecht kann Sie über steuerliche Konsequenzen informieren und Ihnen dabei helfen, die steuerlichen Auswirkungen Ihres Vermächtnisses zu minimieren.
  4. Aktualisieren Sie Ihr Testament regelmäßig. Überprüfen Sie Ihre testamentarischen Verfügungen regelmäßig und passen Sie diese bei Bedarf an, um sicherzustellen, dass Ihre Vermächtnisse den aktuellen Umständen entsprechen.

Beispiele

Im Folgenden einige Beispiele für die Formulierung eines Vermächtnisses:

  • Vermächtnis für eine Einzelperson:

"Ich vermache meiner langjährigen Freundin Anna Müller meinen Schmuck und meine Uhrenkollektion als Ausdruck unserer engen Freundschaft."

  • Vermächtnis für eine Organisation:

"Ich vermache der örtlichen Tierschutzorganisation XYZ einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zur Unterstützung ihrer wichtigen Arbeit zum Wohl der Tiere."

  • Vermächtnis für eine gemeinnützige Stiftung:

"Ich vermache der ABC-Stiftung meine Sammlung wertvoller Gemälde, um ihre kulturellen Aktivitäten und Projekte im Bereich der Kunstförderung zu unterstützen."

  • Vermächtnis für eine Bildungseinrichtung:

"Ich vermache der Universität meiner Heimatstadt meinen gesamten Bücherbestand und eine finanzielle Zuwendung, um die Forschung und Ausbildung im Bereich der Medizin voranzutreiben."

  • Vermächtnis für einen Familienangehörigen:

"Ich vermache meinem Sohn Max meinen Anteil an unserem Familienhaus in der XYZ-Straße, damit er weiterhin ein Zuhause in unserer vertrauten Umgebung hat."

Die genannten Beispiele dienen lediglich zur Veranschaulichung und sollten entsprechend den individuellen Umständen und Wünschen angepasst werden.

Nicht immer ist es ganz klar, ob ein Verstorbener eine bestimmte Person in seinem Testament als Vermächtnisnehmer oder als Erben einsetzen wollte. Falls eine Person nur einen einzelnen Gegenstand erhalten, so wird gemäß § 2087 Abs. 2 BGB davon ausgegangen, dass es sich um ein Vermächtnis handelt.

So kann ein Fachanwalt Ihnen weiterhelfen

Anwaltliche Hilfe (© Gina Sanders - stock.adobe.com)
Anwaltliche Hilfe (© Gina Sanders - stock.adobe.com)
Für den Erblasser ist es entscheidend, dass das Vermächtnis rechtlich wirksam und unmissverständlich formuliert wird. Ein Fachanwalt für Erbrecht bietet diesbezüglich eine optimale Hilfestellung. Er verfügt nicht nur über fundiertes Fachwissen im Bereich des Erbrechts, sondern kennt auch die gesetzlichen Vorgaben sowie die aktuelle Rechtsprechung. Er kann den Erblasser umfassend über seine Möglichkeiten informieren, um sicherzustellen, dass seine individuellen Wünsche und Vorstellungen rechtsgültig umgesetzt werden.

Der Anwalt ist vertraut mit allen relevanten Aspekten, auch in Bezug auf etwaige steuerliche Konsequenzen. In diesem Bereich wird er steueroptimierte Lösungen vorschlagen und dafür sorgen, dass das Vermächtnis keine unerwarteten steuerlichen Belastungen mit sich bringt.

Ein Testament sollte immer auf dem neuesten Stand und der aktuellen Lebenssituation angepasst sein. Ein Anwalt wird dem Erblasser helfen, falls nötig, Änderungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass das Testament stets den aktuellen Willen des Erblassers rechtlich korrekt formuliert widerspiegelt.

Für den Begünstigten eines Vermächtnisses kann ein fachlich spezialisierter Jurist ebenfalls von großem Nutzen sein. Er wird den Begünstigten über alle Rechte und Ansprüche aufklären, die sich aus dem Vermächtnis ergeben.

Und auch, wenn es zu Konflikten oder Unstimmigkeiten mit den Erben kommt, ist ein Rechtsanwalt der optimale Ansprechpartner. Er wird seinem Mandanten zur Seite stehen und sein Bestes geben, seine Rechte durchzusetzen. In einigen Fällen werden die Erben versuchen, die Umsetzung des Vermächtnisses zu verhindern oder den Begünstigten daran hindern, seinen Anspruch durchzusetzen. Hier wird ein Rechtsanwalt dem Begünstigten bei der Durchsetzung seiner Rechte helfend zur Seite stehen und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten, um das Vermächtnis durchzusetzen.

Hier finden Sie einen Fachanwalt für Erbrecht in Ihrer Nähe.

 


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