Abmahnung wegen Beleidigung von Kollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitern – arbeitsrechtliche Konsequenzen

Von fachanwalt.de-Redaktion, letzte Bearbeitung am: 16. Dezember 2023

Mitunter kann es passieren, dass sich im Unternehmen oder Betrieb aus einer sachlichen Diskussion ein verbaler Schlagabtausch entwickelt, bei dem man sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Fallen dann beleidigende Äußerungen, kann das zu einer Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz führen. Die jeweiligen Umstände des Einzelfalls entscheiden dann, ob die Abmahnung gerechtfertigt ist.

Was gilt als Beleidigungen am Arbeitsplatz?

Beleidigung von Kollegen (© fizkes / Fotolia.com)
Beleidigung von Kollegen (© fizkes / Fotolia.com)
In einem Unternehmen oder Betrieb treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Nicht immer ist man dabei auf einer Wellenlänge, und wenn ein Wort das andere ergibt, können ein paar, manchmal unbedacht, gesagte Worte durchaus eine Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz rechtfertigen. Dem Arbeitgeber ist an einem respektvollen Umgang gelegen, sowohl unter den Mitarbeitern als auch gegenüber den Vorgesetzten. Ausfallende oder cholerische Mitarbeiter schädigen das Betriebsklima. Um einem solchen Verhalten Einhalt zu gebieten, kann der Arbeitgeber eine Abmahnung aussprechen. Dabei wird arbeitsrechtlich zwischen zwei Arten der Beleidigung unterschieden.

  • Inhaltlich beleidigende Äußerung
  • Formalbeleidigung (Die Herabsetzung der anderen Person ergibt sich hier aus der Form bzw. den äußeren Umständen der Aussage.)

Wer sich selbst durch Kollegen beleidigt fühlt, sollte sich zunächst an diesen wenden und ein klärendes Gespräch suchen. Oftmals lässt sich die Angelegenheit schon untereinander regeln. Wenn dies nicht möglich ist und sich der Kollege wenig gesprächsbereit zeigt, ist es ratsam, sich an den Arbeitgeber oder einen Vorgesetzten zu wenden. Dieser kann dann eine Abmahnung aussprechen.

Wann ist eine Abmahnung wegen Beleidigung gerechtfertigt?

Ob eine Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz gerechtfertigt ist, hängt immer von den genauen Umständen ab. Dabei spielt es eine Rolle, wie üblicherweise die Art der Kommunikation unter den Kollegen zu bewerten ist.

Beleidigung von Kollegen

Die Hemmschwelle, einen Kollegen zu beleidigen, ist meist niedriger, als es bei einem Vorgesetzten der Fall wäre, da Kollegen keinen Einfluss auf die eigene Karriere haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass Mitarbeiter keinen respektvollen Umgang von ihren Kollegen erwarten können. Bei Anfeindungen unter Kollegen leidet immer auch das Betriebsklima. Dadurch ist eine Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz durchaus gerechtfertigt.

Beleidigung von Vorgesetzten

Kommt es zu Respektlosigkeiten gegenüber Vorgesetzten, begeht der Arbeitnehmer eine arbeitsvertragliche Nebenpflichtverletzung. Hieraus kann eine Abmahnung gerechtfertigt sein. Denn die arbeitsvertraglichen Pflichten eines Arbeitnehmers gehört auch die Vorgabe, sich respektvoll und wertschätzend gegenüber Vorgesetzten und Kollegen zu verhalten. Kommt es zu einer Beleidigung von Vorgesetzten, ist die Abmahnung eine angemessene Maßnahme, um den Interessen des Arbeitgebers gerecht zu werden. Dem Arbeitnehmer werden so keine unverhältnismäßig großen Nachteile zugefügt. Abmahnungen wurden durch das Gericht auch dann schon als wirksam bewertet, wenn es sich im strafrechtlichen Sinne nicht um eine Beleidigung gehandelt hatte, wohl aber um eine Unhöflichkeit und Respektlosigkeit, die sich bereits an der Grenze zur Beleidigung befand.

Ist eine Abmahnung wegen Beleidigung von Mitarbeitern durch den Chef möglich?

Beleidigungung durch den Chef (© Minerva Studio / Fotolia.com)
Beleidigungung durch den Chef (© Minerva Studio / Fotolia.com)
Auch der Chef ist natürlich dazu angehalten, respektvoll mit seinen Mitarbeitern umzugehen. Kommt es durch den Chef zu einer persönlichen Herabsetzung eines Mitarbeiters, muss sich dieser eine Beleidigung natürlich ebenfalls nicht gefallen lassen.

Wichtig ist dabei jedoch im Einzelfall zu erörtern, welcher Umgangston im Unternehmen üblich ist. Unterschiedliche Branchen bringen unterschiedliche Verhaltensmuster mit sich. Während beispielsweise auf dem Bau schon einmal ein etwa rauerer Ton herrschen kann, herrscht in einer Anwaltskanzlei hingegen meist ein betont manierlicher Umgang miteinander. Wer es mit einem cholerischen Chef zu tun hat, sollte das persönliche Gespräch mit ihm suchen und so versuchen, die Angelegenheit zu klären. Sollte dies nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann es auch sinnvoll sein, kann auch vor dem Landesarbeitsgericht prozessiert werden. Hierfür sollte man sich frühzeitig an einen Fachanwalt für Arbeitsrecht wenden und möglichst detailliert schildern, zu welchen verbalen Ausfällen es wann gekommen ist und was genau gesagt wurde.

Fachanwalt.de-Tipp: Im Falle einer Beleidigung eines Mitarbeiters durch den Chef kann sich der Mitarbeiter auch an den Betriebsrat oder einen höhergestellten Geschäftsführer wenden!

Muster einer Abmahnung wegen Beleidigung

Auch, wenn eine Abmahnung prinzipiell auch mündlich möglich ist, ist es ratsam, diese aus Beweisgründen schriftlich zu erteilen. In der Abmahnung muss das Fehlverhalten des Mitarbeiters konkret geschildert werden. Außerdem sollte darauf hingewiesen werden, dass auch eine Kündigung droht, sollte der Mitarbeiter seine Pflichtverletzung fortführen. Eine Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz kann wie folgt aufgebaut werden.

Name und Adresse des Arbeitgebers

 

Name und Adresse des Arbeitnehmers

                                                                                                                                              Ort, Datum

Abmahnung wegen Beleidigung

 

Sehr geehrte/r Frau/Herr …,

 

zu unserem Bedauern kam es von Ihrer Seite aus am …. zu einer herabwürdigenden Äußerung gegenüber Herrn …. . In Anwesenheit der gesamten Abteilung bezeichneten Sie ihn als „Idioten“ und tätigten zudem folgende Aussage: „Sie können mich mal kreuzweise. Ich glaube, Sie spinnen, mir kurz vor Feierabend noch mit so einem Scheiß zu kommen. Erledigen Sie Ihren Mist doch selbst.“ Im Anschluss daran knallten Sie Herrn … einen Aktenordner auf den Schreibtisch und verließen wutentbrannt den Raum.

In unserem Unternehmen legen wir viel Wert auf einen respektvollen Umgang unserer Mitarbeiter untereinander. Daher können wir Ihr Verhalten so nicht tolerieren und weisen Sie darauf hin, dass Sie eine arbeitsvertragliche Pflichtverletzung begangen haben, indem Sie mit Ihrem Verhalten den Betriebsfrieden gestört haben.

Wir fordern Sie dazu auf, Beleidigungen in Zukunft zu unterlassen und stattdessen einen sachlichen Tonfall zu wählen. Bei Fortführung des Fehlverhaltens behalten wir uns die Möglichkeit der fristlosen Kündigung vor.

Eine Kopie dieser Abmahnung wird Ihrer Personalakte beigelegt.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

…. (Unterschrift Arbeitgeber)

 

Unterschrift Arbeitnehmer (Bestätigung des Erhalts der Abmahnung)

Sie können hier ein Muster einer Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz als Word Dokument herunterladen

Rechtlicher Hinweis zu den Vorlagen: Bei dem kostenlosen Muster handelt es sich um ein unverbindliches Muster aus unserem Magazin. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Vorlage wird keine Gewähr übernommen. Es ist nicht auszuschließen, dass die abrufbaren Muster nicht den zurzeit gültigen Gesetzen oder der aktuellen Rechtsprechung genügen. Die Nutzung erfolgt daher auf eigene Gefahr. Das unverbindliche Muster muss vor der Verwendung durch einen Rechtsanwalt oder Steuerberater individuell überprüft und dem Einzelfall angepasst werden.

Reaktion auf eine Abmahnung

Erhält man eine Abmahnung wegen Beleidigung am Arbeitsplatz, gilt es, erst einmal besonnen zu reagieren und die nächsten Schritte gut zu überlegen. Handelt es sich um gerechtfertigte Anschuldigungen, sollte es dem Betroffenen nicht schwerfallen, sich ernst gemeint zu entschuldigen. Wird die Entschuldigung nicht angenommen, kann es helfen, sich zwecks Schlichtung an den Betriebsrat zu wenden. Wenn auch dieser Schritt nicht hilft, um das Betriebsklima wiederherzustellen, sollte ein Fachanwalt für Arbeitsrecht hinzugezogen werden. So kann mit juristischem Beistand gegen die Abmahnung vorgegangen werden. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um falsche Vorwürfe handelt.

FAQ zur Abmahnung wegen Beleidigung

Was versteht man unter einer Abmahnung wegen Beleidigung?

Eine Abmahnung wegen Beleidigung ist ein rechtlicher Schritt, den eine Person oder eine Organisation unternehmen kann, wenn sie sich beleidigt fühlt. Sie ist ein formeller Schritt, der in der Regel von einem Anwalt ausgeht und die Person, die die beleidigenden Äußerungen gemacht hat, auffordert, diese zu unterlassen und eine Unterlassungserklärung abzugeben. Ein wichtiger Aspekt der Abmahnung ist, dass sie auf spezifischen rechtlichen Bestimmungen basiert. In Deutschland wird die Beleidigung in §185 des Strafgesetzbuches (StGB) geregelt. Darin steht: "Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Beleidigung mittels einer Tätlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."

Wie reagiert man am besten auf eine Abmahnung wegen Beleidigung?

Wenn Sie eine Abmahnung wegen Beleidigung erhalten, sollten Sie diese nicht ignorieren, da sonst rechtliche Konsequenzen drohen können. Es gibt verschiedene Schritte, die Sie in solch einer Situation unternehmen sollten:

  1. Unterlassungserklärung prüfen: In der Regel ist eine Unterlassungserklärung Teil der Abmahnung. Diese sollten Sie genau prüfen und überlegen, ob Sie sie unterzeichnen wollen. Es kann ratsam sein, einen Anwalt hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass Sie Ihre Rechte und Pflichten richtig verstehen.
  2. Rechtlichen Rat einholen: Es ist empfehlenswert, einen Anwalt zu konsultieren, um die rechtlichen Aspekte der Abmahnung zu verstehen und die richtige Strategie für die Antwort zu entwickeln.
  3. Antwort auf die Abmahnung: Nach der Beratung mit Ihrem Anwalt sollten Sie eine formelle Antwort auf die Abmahnung verfassen und versenden.

Welche Folgen kann eine Abmahnung wegen Beleidigung haben?

Die Folgen einer Abmahnung wegen Beleidigung können vielfältig sein und hängen von den Umständen des Einzelfalls ab. Im Allgemeinen kann eine solche Abmahnung zu einer Reihe von Konsequenzen führen:

  • Unterlassungserklärung: Sie könnten gezwungen sein, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, in der Sie sich verpflichten, die beleidigenden Äußerungen zu unterlassen. Wenn Sie gegen diese Erklärung verstoßen, können Sie zu einer Vertragsstrafe verurteilt werden.
  • Schadensersatz: Der Abmahnende kann unter Umständen Schadensersatz verlangen, wenn er nachweisen kann, dass er durch die beleidigenden Äußerungen einen Schaden erlitten hat. Dies könnte finanzieller Natur sein oder einen Rufschaden betreffen.
  • Gerichtsverfahren: Wenn Sie die Abmahnung ignorieren oder die Unterlassungserklärung nicht unterzeichnen, könnte der Abmahnende gerichtliche Schritte einleiten. Dies kann zu weiteren Kosten und zu einem Eintrag in Ihr juristisches Führungszeugnis führen.
  • Strafrechtliche Konsequenzen: Beleidigung ist nach §185 StGB eine Straftat, die mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden kann. In bestimmten Fällen, wenn die Beleidigung mittels einer Tätlichkeit begangen wird, kann die Strafe sogar bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe betragen.

Wie kann man einer Abmahnung wegen Beleidigung vorbeugen?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, eine Abmahnung wegen Beleidigung zu vermeiden. Diese beinhalten:

  • Vorsicht mit Äußerungen: Denken Sie immer nach, bevor Sie etwas sagen oder schreiben, besonders in öffentlichen Foren oder auf sozialen Medien. Auch wenn Sie wütend oder frustriert sind, sollten Sie sich bemühen, respektvoll und professionell zu bleiben.
  • Kenntnis der Gesetze: Informieren Sie sich über die gesetzlichen Bestimmungen zur Beleidigung (z.B. §185 StGB). Eine Kenntnis der Gesetze kann dazu beitragen, potenzielle rechtliche Probleme zu vermeiden.
  • Rechtliche Beratung: Wenn Sie unsicher sind, ob eine bestimmte Äußerung als Beleidigung betrachtet werden könnte, kann es hilfreich sein, rechtlichen Rat einzuholen. Ein Anwalt kann Ihnen helfen, die rechtlichen Aspekte zu verstehen und mögliche Risiken einzuschätzen.

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